Als „Thunaer Karst“ oder „Sechshundertsechundsechzig Nadeln“ wird die karge, von riesigen spitzen Felssäulen durchzogene Landschaft zwischen Olkalmassiv und Kithorrabrocken bezeichnet. Sie ruht auf trockenem, kalkhaltigen Boden. Von Westen her, aus Richtung der Wüste Lath, weht stets ein schneidender Wind, der durch die Schneise zwischen den Grenzgebirgen kanalisiert wird und den trockenen Kalkstaub des Bodens aufwirbelt. Dies führt in unregelmäßigen Abständen zu Kalkstürmen, die nur zähe und widerstandsfähige Vegetation überlebt. Wenn es einmal regnet – was alle paar Monate vorkommt – ergießen sich Wassermassen von den Gebirgshängen in die Landschaft und führen zu Überschwemmungen, die sich meist rasch im kargen Gestein verlaufen und in den Boden sickern. Dies hat dazu geführt, dass eine Vielzahl von natürlichen Höhlen und Tunneln entstanden sind, die große Teile der Region unterführen. Sie zeigen sich zuweilen für pfeifende und kreischende Geräusche verantwortlich, wenn der Wind durch sie hindurchbläst. Im Boden finden sich trügerische, brüchige Stellen, die bedingt durch den allgegenwärtigen Staub kaum bis gar nicht vom Rest der Landschaft unterschieden werden können.
Nur sehr wenige, notwendigerweise äußerst widerstandfähige Gewächse können im Thunaer Karst überleben. Knorrige Sträucher, die an windgeschützten Stellen von den gelegentlichen Regenfällen leben, und sogenannte „Wanderflechten“ – bis zu fünfzig Schritt große, dornige Wurzelteppiche, die sich von den Wassermassen mittragen lassen und anschließend an anderer Stelle weiterwachsen –, prägen die Landschaft.
An tierischem Leben bietet das karge Land nicht viel. Einige Echsenarten, geierartige Vögel, die sich von diesen Echsen ernähren, und einige unter der Erde lebende Kreaturen sind hier anzutreffen. Die Karstbestien, auch Graue Reißer oder Todesfänge genannt, sind bis zu fünf Schritt hohe, aufrecht gehende, mit grauem Fell besetzte Ungetüme mit fürchterlichen Klauen und ausgeprägtem Gebiss. Sie leben einzelgängerisch und fallen jedes Lebewesen an, dessen sie gewahr werden. Dann schlingen sie es in atemberaubendem Tempo in sich hinein. Von einer Mahlzeit zehren sie oft Wochen, bis sie ein neues Opfer finden. Bisweilen begegnet man riesigen Dornenteppichen, die mittlerweile den gesamten Karst besiedeln würden, würden die Karstbestien sie nicht immer wieder dezimieren.
Bei den Staubdämonen lässt sich streiten, ob es sich überhaupt um eine Lebensform handelt. Niemand hat bisher ihr wahres Äußeres gesehen. Das einzige, dessen man gewahr wird, ist ein Hügel im grauen Staub, der sich rasend schnell bewegt. Darin findet sich ein riesiges Maul mit messerscharfen Zähnen, das schließlich daraus hervorbricht und mit einem Biss tötet. Legenden älteren und jüngeren Datums berichten von fürchterlichen Monstern, die den Karst in unregelmäßígen Abständen heimsuchen sollen. Ihre Herkunft ist ebenso geheimnisvoll wie ihre Natur, und es sieht so aus, als würden sie erscheinen und wieder verschwinden.
Wenn auch an der Oberfläche kaum Leben existieren kann, tummeln sich in den unterirdischen Höhlen, gut versteckt und vom Wetter geschützt, die bizarrsten Lebensformen, die teils in den riesigen Grundwasserseen, teils in unterirdischen Pilzwäldern leben.
Kulturschaffende indes sucht man vergebens. Allerdings geht zuweilen die Legende von einem aufrecht gehenden Volk, welches den Minotauren ähneln soll. Seine Köpfe würden aber eher zu den großen Rinderherden der benachbarten Mammutsteppe passen. Die Märchen und Geschichten nennen diese Kreaturen Ta’Uri. Ob sie tatsächlich existieren, lässt sich schwer einschätzen. In den anderen Ländern Rakshazars sind derartige Wesen bisher nicht erschienen.
Im Kithorra-Massiv und im Thunaer Karst werden die Pandariten verortet, bärenartige Werwesen mit schwarzer und weißer Fellzeichnung, die ihre eigentliche Heimat in Kithorra finden.
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