Rakshazar, das Riesland, für DSA. Das Lavameer bzw. Feuermeer und die Stadt Ronthar

 

 

Das Lava-bzw. Feuermeer

Das Lavameer, auch Feuermeer genannt, über hunderte von Quadratmeilen nichts als flüssiges Feuer, erstreckt sich dort, wo sich einst die Hauptstadt des Imperiums befand. Die meisten Gelehrten sind sich einig: Eigentlich dürfte das Meer aus geschmolzenem Gestein gar nicht mehr existieren. Sicherlich, der Komet entwickelte beim Aufschlag eine enorme Hitze, doch die dadurch freigesetzte Lava hätte längst abkühlen müssen. Die herrschende Lehrmeinung ging lange davon aus, dass der Kometenkern selbst seit über drei Jahrtausenden die Temperatur im Einschlagkrater konstant hält, doch seit am Ende des Elften Zeitalters Kataklys wieder in die Sechste Sphäre versetzt worden ist, dürfte diese Theorie obsolet sein. Deshalb lässt sich heute mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Kritische Essenz-Effekte dafür verantwortlich sind, dass das Lavameer nicht erkaltet. Immerhin liegt es genau dort, wo sich das verheerte Zentrum des Goldenen Netzes befindet, der Kraftlinien des Rieslands. Auch ein Riss, der in den Limbus führt, verändert das natürliche Verhalten der Region.

Ab und zu bilden sich bei kühleren Winden kleine schwimmende Inseln aus erkalteter Lava, welche bizarre Formen annehmen können, doch diese Gebilde sind nur kurzlebig und verschwinden bald wieder. Die einzige permanente Landmasse im Feuermeer ist ein steil aufragendes, nadelartiges Massiv genau in der Mitte des Feuermeers, auf dem sich das geheimnisvolle Hauptheiligtum der vier Brokthar-Götter befindet: Eine titanische Klosteranlage, von der niemand weiß, wer sie dort erbaut hat. Gesichertes Faktum ist, dass die Klosterfestung schon kurz nach dem Kataklysmus existiert haben muss. Die Brokthar sind der festen Überzeugung, dass sich die Festung bereits auf dem Kometen befand und die Insel in der Mitte des Feuermeers nichts anderes ist als ein abgebrochenes Stück des unfassbaren Steins von jenseits der Sterne, der aus der Lava herausschaut.

Es heißt, dass in dieser Anlage die schweigsamen Feuerpriester von Ronthar leben, doch wie sie vom Festland zur Insel kommen, ist und bleibt eines ihrer großen Geheimnisse.

 

 

Das Feuermeer ist rings umher von einer Kette von schroffen Felsen umgeben, die das Meer einrahmen und einen direkten Zugang zum Feuermeer erschweren. Es heißt, diese ringförmige Felsenkette sei durch den Einschlag entstanden wie das Feuermeer selbst.

Im Norden grenzt das Feuermeer an eine breite, fruchtbare Ebene aus Vulkangestein, hinter der sich die Wälder der Nebelseenplatte erstrecken. Das heute “Vaestfogg” genannte Gebiet ist der Kometenasche zum Trotz fruchtbar und grün geblieben. Hier mündet einer der größten Flüsse der Nebelseenplatte in das Feuermeer und verdampft zischend und fauchend zu unglaublichen Mengen Wasserdampf.

Der Himmel über dem Feuermeer ist ständig von dicken, schwarzen Wolken bedeckt, die von der glühenden Lava von unten rötlich beleuchtet werden. Sie bestehen aus Wasserdampf, der aus der Vaestfogg herübertreibt, vermischt mit Asche und Rauch. Die Wolken bilden einen gigantischen, kreisrunden Wirbel über dem Meer, dessen Zentrum wie ein schwarzes Loch im Himmel direkt über der Insel schwebt.

Selbst wenn einem Magiewirker die Besonderheiten Rakshazars nicht bekannt sein sollten – was kaum denkbar erscheint – wird er hier die unglaublichen, chaotischen Kräfte spüren, die im Zentrum des Kontinents toben. Einst liefen hier ein Dutzend Kraftlinien, auch Madas bzw. Marhynas Haare genannt, zusammen. Jetzt ist der Knotenpunkt zerschmettert. Das Goldene Netz springt wild hin und her. Dies erzeugt die unberechenbaren Effekte der Kritischen Essenz, welche jeden Magieeinsatz vor allem im Zentrum des Kontinents seit dem Kataklysmus so gefährlich macht.

In unmittelbarer Nähe zum Feuermeer kann es ständig und ohne Vorwarnung zu den seltsamsten magischen Anomalien kommen, während das Wirken von Zaubern jeder Art fast unmöglich ist. Jedes Wesen mit magischen Fähigkeiten, und seien sie auch nur latent vorhanden, wird von dem Effekt beeinträchtigt. Wie, das hängt vom Individuum ab. Einige bekommen ab einer bestimmten Entfernung zum Feuermeer Migräneanfälle und starke Übelkeit, wieder andere sehen sich plötzlich von körperlosen Wesen umringt, und noch wieder andere brechen in zeitweiligen kreischenden Irrsinn aus.

 

Die Stadt Ronthar

 

Der Aufstieg der freien Stadt Ronthar

 

 

Nach dem Niedergang des Xhalorireichs wuchs das Volk der Brokthar zur stärksten Konkurrenz der Amhasier heran. Doch anders als in Amhas wurden in der neuen Hauptstadt der Brokthar, genannt Ronthar, jedem Bürger unabhängig von seiner Herkunft gewisse Rechte und Sicher­heiten zugestanden, sofern er sich an der Verteidigung und Stärkung der Stadt beteiligte. Dieses Versprechen lockte Mitglieder der verschiedensten Völker aus ganz Rakshazar an und machte Ronthar trotz seiner unzugänglichen und lebensfeindlichen Umwelt bald zur größten Stadt des Kontinentes. Herrscher der Stadt war der Hohepriester des gerechten Eingottes Ingror. Die Gründung der Stadt war die Grundvoraussetzung dafür, dass sich aus der einst aus dem Kawash der Trolle hervorgegangenen Sprache der Brokthar, die heute Alt-Broktharisch genannt wird, das moderne Broktharisch entwickeln konnte. Alt-Broktharisch wird heutzutage nur noch von wenigen Gelehrten gesprochen und vor allem von den Priestern des Feuermeers und den Amhasim bewahrt.

In diese Zeit fällt das Auftreten des dunklen Propheten Alahud, dessen apokalyptische Prophezeiungen Panik unter den Remshen verbreiteten. Sie erzählten von einer Wiederkehr der Herrschaft der Marus, und die damaligen Eroberungen der Reptilien ließen diese Vision sehr glaubhaft erscheinen. Für die Remshen begann das Zweite Zeitalter der Angst. Trotz ihrer übergroßen Freiheitsliebe gaben viele von ihnen wieder einmal ihr Wanderleben auf, um in Ronthar zu leben. Im Schutze der Stadt schienen ihnen ihre Überlebenschancen deutlich höher als auf offenem Feld.

Die Situation eskalierte, als Alahud erklärte, das tausendste Jahr nach dem Weltenbrand, 1.600 v. BF, werde die endgültige Entscheidung über die Vorherrschaft der Welt mit sich bringen. Inzwischen war er völlig dem Größenwahn und religiöser Geltungssucht verfallen und glaubte fest daran, dass er von den Göttern erwählt worden sei, die von ihm prophezeite Entscheidung herbeizuführen. So zog er mit seinen Anhängern an die Grenzen des Maru-Gebietes und forderte ihren besten Krieger zum Zweikampf heraus. Der Prophet hatte nicht vor, fair zu spielen. Sein Diener Xersis hatte ein starkes Gift gebraut, mit dem er seine Waffen präparieren ließ. Es sollte nach einem ersten, rasch platzierten Treffer den Maru schwächen und kampfunfähig machen, auf dass Alahud leichtes Spiel mit ihm habe. Doch die Menschen hatten nicht mit der Physiologie der Marus gerechnet, die sich wesentlich von ihrer eigenen unterschied. Zwar gelang es Alahud, den Maru zu ritzen und ihm so das Gift zu verabreichen, doch schwächte es den Marukrieger mitnichten. Im Gegenteil, es machte ihn stärker. Im Nu war Alahud besiegt, und der Streiter der Marus erschlug und verspeiste ihn vor den Augen seiner Anhänger, sehr zu deren Entsetzen.

Alahuds Tod beendete den Spuk, der über die Remshen hereingebrochen war. Obwohl der Maru-Herold den Sieg davongetragen hatte, ging das Remshen-Volk nicht unter. Das Gegenteil war der Fall – die Expansion der Echsen kam zum Stehen. Die Marus hatten nur wenig Interesse an den Nordlanden, und zudem schien ihnen das Risiko eines Angriffs auf die mächtigen Städte Amhas oder Ronthar bei weitem dessen Nutzen zu übersteigen. Als keine der Prophezeiungen eintraf, zerbrach Alahuds Sekte und ließ die Remshen deutlich stolzer, selbstbewusster und geeinter zurück, als sie es zuvor gewesen waren.

Während die alten Feinde im Süden eine eher hypothetische Gefahr blieben, sah sich das Reitervolk im Norden einer konkreteren Bedrohung ausgesetzt. Die Amhasier eroberten zunehmend Gebiete der freien Stämme. Dies gelang ihnen unter anderem deshalb, weil sie viele ehemalige Remshen als Sklaven in ihren Reihen hatten, welche die Taktiken und Verstecke ihrer ehemaligen Kameraden kannten. Innerhalb der nächsten fünfzehn Jahre versuchte der Remshenhäuptling Joxus zweimal, die Amhasier aufzuhalten, im ersten Joxer-Aufstand von 1.588 – 1.586 v. BF und im zweiten Joxer-Aufstand von 1.578 – 1.572 v. BF. Als begnadetem Redner fiel es ihm nicht schwer, seine Mitremshen für seine Ideen zu begeistern. Als Feldherr indes erwies er sich als weniger klug. Beim ersten Aufstand konnte er die Amhasier wenigstens zeitweise ausbremsen, beim zweiten Mal erlitt sein Volk eine blutige Niederlage. Damit blieb den überlebenden Remshen auf lange Sicht nichts anderes übrig, als sich dauerhaft im unwirtlichen Ronthar anzusiedeln. Da sie auch regen Zulauf durch andere bedrohte Völkerscharen erhielt, wuchs die Stadt am Nordrand des Lavameers und am Südrand der Vaestfogg rasch und wurde ab 1.570 v. BF schließlich zur größten und einwohnerreichsten Metropole, die es in dieser Zeit auf dem Kontinent gab. Sie gab sich weltoffen, stolz und mächtig, eine wahre Provokation für die Amhasier.

Als die Remshen mit Unterstützung der Ronthar mehrere hundert Sklaven befreiten und sich anschließend nach Ronthar zurückzogen, brach 1.557 v. BF ein Konflikt zwischen den beiden Stadtstaaten aus, der als der „Erste Schratenkrieg“ in die Geschichte einging. In der Nähe der späteren Stadt Kurotan fanden mehrere kleinere Scharmützel statt, ohne dass ein eindeutiger Sieger auszumachen gewesen wäre. Auf beiden Seiten standen aber nicht die Herren der jeweiligen Städte, sondern Söldner-Trolle und freiwillige, schlecht ausgebildete Remshen-Milizen. Den Kontrahenten war bewusst, dass sie aufgrund der großen Entfernung zur Heimat und der beschränkten Ressourcen nicht in der Lage sein würden, einen schnellen Sieg über den jeweiligen Gegner herbeizuführen. Deshalb waren beide Seiten nicht willens, größere Truppenkontingente bereitzustellen, um die Sklaven wieder zu einzufangen bzw. ihre Freiheit zu schützen. Schon bald wurde ein Waffen­still­stand ausgehandelt. Zu den Vereinbarungen gehörte auch, dass Ronthar die geflüchteten Sklaven für einen horrenden Preis offiziell von Amhas freikaufen musste, um die Ehre der Sklaven­be­sitzer wiederherzustellen. Die stolzen Ronthar sahen das als üble Schmach an und belaste­ten die Remshen in der Stadt von nun an mit enormen Steuern. Offiziell, damit diese ihre Schuldigkeit gegenüber den Ronthar abarbeiten sollten, mehr noch aber, um sie für die er­littene Erniedrigung zu strafen. So schwang die Stimmung in der Stadt zusehends um. Das Versprechen der Ronthar, für den Schutz der anderen Völker zu sorgen, war in den Augen vieler Remshen und auch in denen der Mitglieder anderer Völker hohl geworden, und die Flüchtlinge hielten die Ronthar gar für Feiglinge, weil diese ihnen nicht zu Hilfe gekommen waren. Die erdrückende Steuerschuld belastete sie schwer, führte zu Armut und Elend, und viele fühlten sich kaum weniger frei, als sie es unter den Amhasiern gewesen waren. Selbst viele Ronthar waren beschämt über die ungerechte Behandlung der Remshen.

In dieser Zeit – im Jahr 1.560 v. BF – hielt eine Brokthar-Frau, über deren genaue Identität heute kaum noch etwas bekannt ist, flammende Reden, in denen sie dazu aufrief, den Schutzbedürftigen beizustehen, den Rem­shen ihre Steuerlast zu erlassen und nicht indirekt selbst zu Sklavenhaltern zu werden. Die geheimnisvolle Rednerin nannte sich selbst Rontja, in Anlehnung an jene Gottheit, die alten Sagen nach das Volk der Brokthar erschaffen hatte. Die Gottheit wurde zwar als Herrin der ungezügelten Sturmwinde und fruchtbarkeitsspendende Regenbringerin verehrt, genoss ansonsten aber bei den kriegerischen Ronthar vergleichsweise wenig Beachtung, jedenfalls im Vergleich zu ihrem zornigen Göttervater Ingror.

Rontja trat als Prophetin der Gottheit auf und klagte die Bürger der Stadt an, sie hätten sich in den Augen ihrer Schöpferin als unwürdig erwiesen, weil sie anstelle des gerechten Kampfes Kleinmut und Missgunst gewählt hätten. Die Priesterschaft des Ingror, normalerweise tolerant ge­gen­über abweichenden Glaubensmeinungen, solange sie den Frieden in der Stadt nicht gefährdeten, verbot der vermeintlichen Prophetin, ihre Ansichten weiter zu verbreiten, da sie in ihren Augen zu viel öffentliches Aufsehen erregte. Dies heizte die Stimmung nur noch weiter an. Ein Bürgerkrieg zwischen den Befreiern der Remshen und den traditionellen Ingror-Anhängern drohte die Gesellschaft der Stadt zu spalten.

Als ein Verehrer Rontjas jedoch den Hohepriester des Ingror vergiften wollte, zog sich die Prophetin voller Verachtung zurück, ohne eine Spur zu hinterlassen; einen feigen Anschlag in ihrem Namen konnte sie nicht dulden. Nach ihrem Verschwinden gesundete der Hohepriester auf wundersame Weise. Dieses Zeichen konnte er nicht ignorieren, und er verkündete, Rontja sei von nun an gleichberechtigt neben ihrem Vater Ingror zu verehren. Ob er tatsächlich seine Meinung änderte oder lediglich den politischen Notwendigkeiten entsprechend handelte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Jedenfalls konnte dieser Kompromiss nichts daran ändern, dass von nun an die fremden Völker in Ronthar als undankbare Unruhestifter betrachtet wurden, was im Lauf der nächsten Jahrzehnte immer deutlicher zutage trat. Ihre Rechte wurden in den nachfolgenden beiden Generationen mehr und mehr beschnitten, und nur eine Minderheit der Brokthar trat noch für diese Völker ein. Mehr noch, auch die Stämme der Brokthar, die in anderen Ländern lebten, wurden nun von den Herrschern der Stadt als Barbaren angesehen.

Rund siebzig Jahre nach Rontjas Erscheinen, also um 1.490 BF, wurde die Stadt Ronthar von einer Hungersnot heim­ge­sucht. Prophetische Träume zeigten den Patriarchen einiger einflussreicher Familien den Verlust ihrer Kinder bei einer Wanderung im Gebirge. Schließlich fanden sie ihre Sprösslinge bei einer sie säugenden Löwin. Dies wurde als Fingerzeig der Götter gedeutet, eine neue Heimat für nachfolgende Generationen zu finden. Deshalb zogen viele Brokthar fort und siedelten sich in den Wäldern des Nordwestens an. Sie wurden zu den Vorfahren der Cromor, die fortan mit den Trollen um die Vorherrschaft in der Region stritten, bis sie sie errungen hatten. Schließlich erreichten sie auch den Berg Quorom, der ihnen als heiliger Ort ihrer Geburt galt, und ließen sich dort nieder. Wer oder was auch immer ihre Visionen zu verantworten hatte, hatte die Brokthar dorthin zurückgeführt, von wo sie einst gekommen waren. Mit dem Cromwyn bildeten sie aus dem Alt-Broktharischen ihre eigene Sprache heraus.

Das Kloster im Lavameer, betrieben von rontharischen Feuerklerikern, gibt es offenbar schon seit den frühen Tagen der Stadt Ronthar. Womöglich war die Entdeckung der Anlage, die bereits in der Zeit nach dem Kometeneinschlag existierte, einer der Gründe, warum die Brokthar ausgerechnet an dieser eigentlich eher unwirtlichen und gefährlichen Position am Rand sowohl des Feuermeers als auch der Nebelseenplatte eine Siedlung gegründet haben. Die genauen Hintergründe bleiben im Nebel der Zeiten verborgen. Wer die Anlage einst entdeckte, wie sie zum Kloster wurde, wie die Feuerkleriker sie über das Lavameer hinweg erreichen und wann beschlossen wurde, zu ihrem Schutz eine Stadt zu errichten, gehört zu den gut gehüteten Geheimnissen des dort ansässigen Ordens.

 

Die Stadt Ronthar heute

 

 

Ronthar mit seinen rund 10.000 Einwohnern, das von dem hünenhaften Brokthar-Kriegervolk dominiert wird und neben der Republik Amhas, den Savannen von Kurotan und den Firnwäldern von Cromor zu ihren wichtigsten Siedlungen zählt, liegt auf einer breiten, im Norden bewaldeten Halbinsel, deren südliches Ende als Steilklippe in das Feuermeer hineinragt. Von dort aus kann man das Kloster der Feuerkleriker sehen, sofern man die hier herrschende Gluthitze aushält. Das Klima auf der Insel schwankt von trocken und heiß bis feuchtwarm und neblig, was damit zusammenhängt, dass der Wind, je nach­dem, aus welcher Richtung er weht, mal die trockene Gluthitze des Feuermeers im Süden, mal die schwülen Dunstschwaden aus den Nebelwäldern im Norden hierher trägt. Die Stadt Ronthar erhebt sich wenige Meilen vom Rand der Steilklippe entfernt an den nördlichen Hängen des erloschenen Vulkans Vaad Ashar. Interessanter­weise ist es gerade die Gegenwart des einstigen Feuerberges, welche der Stadt etwas Kühlung verschafft, wenn Ingors heißer Atem von Süden her weht und sich als Feuerregen über der Stadt entlädt.

Die Stadt teilt sich in drei verschiedene, terrassenförmige Ebenen, welche durch titanische, mindestens acht Schritt hohe und an der Basis gut fünf Schritt breite Felswälle, die an den Bergflanken enden, voneinander getrennt sind. Auf den Mauern nisten zahlreiche wilde Flugechsen, sodass auf weiten Teilen der Anlage seit Jahren niemand mehr patrouilliert hat. Nur ein jeweils gutbewachtes Tor ermöglicht den Aufstieg zur nächsten Ebene.

In den äußeren Mauerring führt nur ein Tor, das Tag und Nacht von fünf Elitekriegern bewacht wird. Einheimische, vor allem die nach ihrer Stadt benannten Ronthar selbst, können unbe­helligt passieren. Von Reisenden dürfen die Torwächter nach eigenem Gutdünken Zoll erheben, welcher nur selten mehr als 25% des Tauschwerts der Besitztümer eines Reisenden beträgt. Die Verteilung der Wachschichten unter den Kriegern ist stark umstritten, denn natürlich sind die Wachen an lukrativen Markttagen deutlich begehrter als beispielsweise jene in verregneten Nächten.

Fast alle Gebäude bestehen aus Stein und sind halb in den Erdboden eingelassen, was sie so gut es eben ging vor Ingrors Zorn beschützen soll. Viele Gebäude wirken wie aus der Bergwand herausgewachsen. Sie bilden kompakte, kastenförmige Wohnbauten aus Vulkangestein. Exotische Ornamente zieren die hölzernen Türrahmen und viele Wände. Ein Netz aus Treppen und steilen Pfaden verbindet die Gebäude.

Zwischen dem ersten und dem zweiten Mauerring (1) leben die meisten Ronthar, wobei die Angehörigen eines Stammes meist nah beieinander wohnen. Viele von ihnen sind Bestienbezwinger. So werden in Rakshazar jene Männer und Frauen genant, ddie wilde Bestien fangen, zähmen und für gutes Geld verkaufen. Die Ställe für die Tiere liegen meist unterirdisch. Ebenfalls findet sich hier das Lager eines nomadischen Brokthar-Stammes, der seit etwa einem halben Jahr dort lagert. Weithin berühmt sind die Zwinger der Bestienbezwingerin Hekabe vom Stamm der Haiman (2), die den Blutzahn (entspricht einem Schlinger) Trollfresser gebändigt hat. Hier stehen zahlreich echsische und einige andere Tiere zum Verkauf, vor allem Pim Pim für 40 TE das Stück, ein zahmer Wüter für 300 TE und schwarze Raubkatzen für 200 TE. Kuriositäten aus allen Teilen des Kontinents bietet der sanskitarische Händler Kasim „Goldzahn“ in seinem Kontor (3) feil, ein verwegenes Schlitzohr, das bereitwillig Abenteurer in riskante Unternehmen mit großen Profitaussichten entsendet. Ein Tunnel (x) von zwölf Schritt Durchmesser führt durch den Fels in den Krater des erloschenen Vulkans. Dort befindet sich die großflächige Menagerie der Bestienbezwinger sowie der Basar für die Kreaturen und andere Waren. Im Krater liegt außerdem der Große Schlachtplatz (4), wo wöchentlich Dutzende Kreaturen geopfert werden, darunter an die zwei Dutzend Dreihörner, riesige Echsen, aus deren Schädel drei lange Hörner ragen, sowie ein Lager für nomadische Brokthar-Stämme, die auf der Durchreise rasten oder in Ronthar überwintern. Im ersten Ring stechen ansonsten die Ale-Brauereien (5) und ein paar Einkornfelder (6) aus dem Bild heraus.

 

Pim Pim

 

 

In der Oberstadt leben die angesehenen Bürger von Ronthar, auch sie sind grob nach Stämmen getrennt. Hier gibt es Schmieden, Bronzegießereien und Handwerksbetriebe (7). Zudem ist dort der kleine Ingror-Tempel (8) zu finden, in dem neben dem Herrn der tausend Welten auch die Stadtgöttin Rontja verehrt wird. Zwischen Tempel und Palast hat sich jeder der zwölf Stämme ein kolossales Cenotaph (9, mehrmals) aus schwarzem Vulkanit errichtet. Dort versammeln sich die ehrenvollen Krieger der Stämme, um ihrer Ahnen zu gedenken, um zu deren und der Götter Ehren zu feiern und zu zechen oder um Rat zu halten. Die zweistöckigen Gebäude sind auch Sitz der zwölf Stam­meshäuptlinge. Berühmt-berüchtigt ist die „Grube“ (10), ein „Etablissement“, welches Kneipe, Bordell, Arena und Schlafsaal vereint.

Das oberste Drittel des Vulkans bis über den Kraterrand hinaus nimmt der Schwarze Palast (11) ein. Hier thront der König, der Rakshetos geheißen wird, auf dem imposanten schwarzen Vulkanitthron, beraten von den Häuptlingen der zwölf Stämme. Doch nicht nur der Rat der Stämme tagt hier, auch die Feuerkleriker nutzen diesen Ort, um die Stadt zu überwachen. Im nahegelegenen Kämpagäon (12) werden die besten Kämpen der Stadt zu Elitekriegern ausgebildet. Der Große Ingrortempel (13) reicht teilweise bis in die Innenseite des Vulkankraters. Von dort aus soll ein geheimer Weg ins Feuerkloster führen. Der Tempel darf nur vom König, den zwölf Stammeshäuptlingen, den Feuerpriestern und ausgewählten Besuchern betreten werden. Alle anderen sind auf den kleinen Tempel der Oberstadt verwiesen.

Im Süden mündet der Vulkan in die Steilklippen des Feuermeers, eines gigantischen Lavasees, dessen Magma den Himmel beständig rot färbt. Inmitten dieser gleißenden Glut liegt das Kloster Ingror‘a Ash, der Haupttempel der Feuerkleriker, mit dem sehenden Troll Grephonos – dem höchsten Orakel des Tetralo-Pantheons. Nur ein schmaler Steg aus erkaltetem Vulkanstein führt über die glühende Lava zur Tempelanlage. Es wird aber gemunkelt, dass die Feuerkleriker geheime Verbindungen zum Großen Ingrortempel im Inneren des Vulkankraters kennen.

 

Die Glaubenswelt der Ronthar


Name

Beinamen

dahinter verbirgt sich

Kulturelle Verbreitung

Besonderheit

Aspekte

Verbreitungsgebiet

Heilige Orte

Heilige Steine, Tiere, Pflanzen Artefakte, Heilige

Opfergaben

Feindbild/Sünden/Laster

Hierarchie

Politischer Einfluss

Weltbild / Menschenbild / Stärkstes Argument

Toleranz gegenüber Andersgläubigen

Kulte

Gläubige, Anhänger, Priester

Ingror

Der Vernichter

Ingerimm

Ronthar

Vater

Zerstörung, Krieg, Gnadenlosigkeit, wildes Feuer, Sterben, Magiebann, Zügellosigkeit, Strategie, Kraft, Potenz, Vulkane, Meteoriten, Hass, Furchtlosigkeit, Weltuntergang, Herrschaft

Broktharstämme

Kloster der Feuerkleriker im Feuersee

Meteoriteneisen, Eisenerz

Erschlagene Feinde, Waffen, eigenes Blut

Neuerungen, Dämonenanbeter, Schwächlinge, alles, was den Zorn des Gottes erregen könnte/

Sünde: (leicht) Schwachheit, Feigheit, (mittel) Magie, (schwer) Dämonenanbeterei

hoch

sehr hoch

Der Feuersee ist sichtbares Fanal seines ersten Wutanfalls. Willst du wirklich einen zweiten provozieren?

sehr gering. Es könnte den Zorn Ingrors erregen

Korthros

Kor

Ronthar

Die Söhne Ingrors, werden kaum angerufen

Krieg, Zerstörung Kampfrausch, Gnadenlosigkeit, Nahkampf, Vernichtung, Männlichkeit, Erz

Broktharstämme

Feuersee, Aschewüste

keine bekannt

Erschlagene Feine, eigene Kinder, eigener Partner, Waffen, eigenes Blut, eigenes Leben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben /

Sünde: (leicht) Schwachheit, Feigheit, (mittel) Magie, (schwer) Dämonenanbeterei

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

Rontja

Rondra

Ronthar

Tochter, Mutter der Brokthar (Vater ist der Troll Grothos)

Wettkampf, Leidenschaft, Rausch, Schönheit, Körperkraft, Brünstigkeit, Mut, Krieg, Wildheit, wildes Feuer, gezähmtes Feuer, Vulkane

Broktharstämme, vor allem jene, die engen Kontakt mit den Ronthar pflegen

Feuersee

Raubtiere, Wein, Ale

Wein, Sex, besiegte Feinde, Sex mit besiegten Feinden, Waffen, eigenes Blut

Sünden: (mittel) Feigheit, Verschlagenheit, Hinterlist, Leidenschaftslosigkeit, Schwäche

gering

hoch, vor allem im täglichen Leben

Rontja ist unsre Verbündete, unsere Mutter, unsere Kampfgefährtin. Zechen kann man mit ihr auch.

mittel, werden meist ignoriert

Teithros

Tairach

Ronthar

Die Söhne Ingrors werden kaum angerufen.

Krieg, Tod, Führung, Taktik, Fernkampf, Gefühlskälte, Eis, Schneestürme

Broktharstämme

Ewiges Eis, Aschewüste

keine bekannt

Erschlagene Feine, eigene Kinder, eigener Partner, Waffen, eigenes Blut, eigenes Leben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr strak verwoben/ Sünde: (leicht) Schwachheit, Feigheit, (mittel) Magie, (schwer) Dämonenanbeterei

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben

wie Ingrorkult, da mit ihm sehr stark verwoben
Götter der Ronthar

 

Das Götterpantheon der Ronthar entspricht jenem der Broktharstämme.

 

 

Als Rontja auf Dere wandelte, um mit ihren Brüdern Teithros und Korthros den Willen Ihres Vaters auszuführen und alles übriggebliebene Leben auszulöschen, da verliebte sich die göttliche Tochter in Grothos, einen Troll aus dem Westen, der reinen Herzens war, eine starke Hand und endlosen Mut besaß. Mit ihm zeugte sie uns Brokthar …

— Aus dem Schöpfungsmythos der Ronthar

 

Nachdem Rontja uns, ihre Kinder, gebar, geriet ihr trollischer Gemahl in Rage, waren doch seine anderen Kinder stark wie Trolle und (in seinen Augen) tausendmal schöner. So wollte er uns alle erschlagen, doch Rontja stellte sich vor uns und kämpfte mit ihrem Gemahl. Schließlich, nach einem zwei Jahre währenden zähen Ringen, konnte sie ihn bezwingen. Seine schwarze Seele wurde zu einem Formlosen, weil unsere Göttin damals noch nicht wusste, dass man Tolle verbrennen muss. Mit dem Formlosen kämpfte die Göttin drei weitere Jahre, ehe sie ihn in die feurigen Tiefen des Feuermeeres im Süden werfen konnte, wo er in den Flammen verging. Doch unsere Mutter war schwer verletzt und lag im Sterben. Also stieg sie auf den Qorom, um dort zum ersten Adler zu werden. Seit dieser Zeit wacht sie als Adler über unser Volk.

 

— Geschichte über die Entstehung der Cromor, wie sie den Kindern im Dorf Feschtum erzählt wird, neuzeitlich

 

Ingror der Vernichter

Ingerimm, bei den “Halbtrollen” „Ingror der Vernichter“ genannt, findet sich in den Legenden der Broktharstämme, denen der Ronthar und denen der Cromor. Er wird in der Regel als alter, titanischer Brokthar mit einem schwarzen Helm, welcher sein Gesicht vollständig verdeckt, dargestellt. Ingror ist Feuergott und göttlicher Feldherr in einer Person. Es heißt, er schwebe in seiner schwarzen Felsenburg zwischen den Sternen. Ingror ist es, der den Kometen auf das Riesland schleuderte. Der Widersacher, dessen Macht dadurch gebrochen wurde, sei seither gezwungen, sich in den Schatten zu verstecken.

Eine ähnliche Mythologie gilt für seine sanskitarische Interpretation, Immakh-Atoch.

Den Agrim ist er unter dem Namen Ankroju verhasst.

Trotz seiner relativ hohen Präsenz wird Ingerimm im Riesland nur wenig Verehrung zuteil. Man fürchtet ihn eher, als dass man ihn lobpreist. Lediglich die Feuerpriester aus Ronthar mitten im Lavameer und die Irrogoliten sind ihm wohlwollend gewogen. Als Aspekte werden ihm Zerstörung, Krieg, Gnadenlosigkeit, wildes Feuer, Sterben, Magiebann, Zügellosigkeit, Strategie, Kraft, Potenz, Vulkane, Meteoriten, Hass, Furchtlosigkeit, Weltuntergang und Herrschaft zugeschrieben. Das Kloster der Feuerkleriker im Feuersee gilt als sein Heiliger Ort, Meteoreisen und Eisenerz als ihm gefällige Stoffe. Erschlagene Feinde, Waffen und eigenes Blut können ihm als Opfer dargebracht werden. Dämonenanbeter(ei), Schwächlinge, Feigheit und Magie sind ihm verhasst.

Der Glaube an Ingror beruht auf der Vorstellung, es gäbe mehr als eine Welt – was dank Wandelsternen, Globu­len/­Nebenwelten und den Überlieferungen von Orten jenseits der Sphären auch nicht völlig abwegig ist. Sowohl Ingror als auch der Namenlose würden ver­su­chen, möglichst viele Welten unter ihre jeweilige Kontrolle zu bringen, und es sei ihnen bereits bei hunderten, wenn nicht gar tausenden gelungen. Im Gegensatz zu Ingror, der stets den ehrlichen Kampf suche, gehe der Namenlose hinterhältig und schleichend vor. Welten, die komplett dem Gott ohne Namen anheimfielen, würde Ingror vernichten, damit sich die Saat des Bösen nicht von dort zu den nächsten Globulen ausbreite.

Dies sei zur Zeit des Kataklysmus beinahe mit Dere geschehen. Ingror habe seine Tochter Rontja zusammen mit ihren Brüdern, den Zwillingsgöttern Teithros und Korthros, die Tairach und Kor entsprechen, auf dem Kometen reitend zur Dere geschickt, wo sie die Sterblichen vernichten und Dere in eine tote, leblose Schlackekugel verwandeln sollten. Dann jedoch habe zuerst der Troll Grothos die Rontja und dann Rontja den Ingror überzeugt, dass die Welt nicht vollkommen dem Widersacher anheimgefallen sei. Ingror habe auf die energische Intervention seiner Tochter zähneknirschend Gnade walten lassen, allerdings habe er den Weltuntergang nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Zwar hätten die Sterblichen Deres dank den Brokthar in seinen Augen an Ansehen gewonnen, aber sollte sich zeigen, dass sie sich wieder dem Gott ohne Namen zuwenden, werde er nicht zögern, sie doch noch auszulöschen.

Die Annahme, es gäbe eine Vielzahl von Welten, vermeidet den Widerspruch zur Magierphilosophie, in den sich die Broktharlegenden mit der Behauptung, die Götter seien bereit, die Sterblichen auszulöschen, wenn diese sich dem Namenlosen zuwenden, zwangsläufig begeben müssten. Da die Götter ihre Macht von den Sterblichen beziehen, würden sie sich durch die Auslöschung derselben schlussendlich selber töten und die Schöpfung der Vernichtung durch das Chaos anheimstellen. Ob ihnen genug Nayrakis bleiben würde, alle alten durch neue Völker zu ersetzen und dennoch potente Verteidiger gegen die Niederhöllen zu bleiben, ist nämlich durchaus ungewiss. Eine Folge, die bei der Vernichtung einer einzelnen Welt, die Teil einer Ansammlung vieler Welten ist, vermieden würde.

 

Rontja

 

 

Rontja (Rondra) genießt unter den Ronthar und bei den Broktharstämmen Verehrung, vor allem bei denen, die engen Kontakt zu den Ronthar pflegen. Ihr Kult ist jedoch nicht eigenständig, sondern stark mit dem Ingrorkult verwoben. Ihre Aspekte sind Wettkampf, Leidenschaft, Rausch, Schönheit, Körperkraft, Brünstigkeit, Mut, Krieg, Wildheit, wildes Feuer, gezähmtes Feuer und Vulkane. Der Feuersee gilt als ihr heiliger Ort. Als ihr gefällige Opfergaben zählen Wein, Sex, besiegte Feinde, Sex mit besiegten Feinden, Waffen und eigenes Blut. Feigheit, Verschlagenheit, Hinterlist, Leidenschaftslosigkeit und Schwäche sind ihr verhasst.

Der Mythologie der Brokthar zufolge wandelte die Göttin Rontja direkt nach dem Kataklysmus auf Rakshazar und soll, genau wie ihre Brüder Teithros (Tairach) und Korthros (Kor), damit beschäftigt gewesen sein, überlebende sterbliche Frevler zu erschlagen, um sie so für ihr Tun zu bestrafen. Der Sage nach verliebte sie sich in einen Trollkrieger, der ihr bewiesen habe, dass bei Weitem nicht alle Sterblichen die Strafe der Auslöschung verdient hätten. Schließlich habe sie ihren Vater Ingror davon überzeugt, die endgültige Vernichtung Rakshazars für einige Jahrtausende aufzuschieben. Aus der Verbindung Rontjas mit dem Troll sei das Volk der Brokthar hervorgegangen.

In den einschlägigen Sagen und Lagerfeuergeschichten erscheint die sonst so altehrwürdige Donnergöttin als junge Gottheit mit Charaktereigenschaften, wie sie eine typische pubertierende weibliche Brokthar-Jugendliche aufweist. Sie soll die Gelegenheit, zur Dritten Sphären zu reisen, genutzt haben, um sich auszutoben. Die Brokthar glauben, sie sei jähzornig, liebe Keilereien und prügle sich für ihr Leben gern, mit ihren beiden größeren Brüdern ebenso wie mit den Schergen des Namenlosen. Sie sei sexuell sehr aktiv, auch mit sterblichen Gespielinnen und Gespielen, mit denen sie Liebschaften pflege, obschon diese mit ihrer Ausdauer kaum mitzuhalten vermögen. In künstlerischen Darstellungen erscheint sie meist als schöne junge Göttin mit feuerrotem Haar, die lediglich einen knappen “Kettenhemd-Bikini” trägt, sprich, einen Kilt und metallene Brustschalen. Hinzu kommt eine gewaltige, völlig überdimensionierte Axt, mit denen sie die Schergen des Widersacher massakriere. Auch jene, die der Verlogenheit und Hinterlist überführt würden, bestrafe sie mit feurigem Zorn. Insgesamt also eine Lehre, die bei den ernsten und oft feministischen Rondra-Gläubigen Aventuriens gewiss blankes Entsetzen hervorrufen würde.

 

 

Natürlich ist es so gut wie ausgeschlossen, dass eine leibhaftige Göttin auf der Schattenseite der Welt wandelte, auf der die Götter zuvor nur per Kometeneinschlag eingreifen konnten. Es ist aber durchaus möglich, dass die Legende tatsächliche Ereignisse spiegelt, wie etwa eine Bande von jungen Trollen, welche nach dem Kataklysmus Nordrakshazars terrorisiert und regelmäßige Raubzüge abgehalten hat. Möglich wäre es auch, dass es sich bei “Rontja” um eine Erwählte der Göttin handelt, die zusammen mit den Brokthar nach Rakshazar gelangt ist.

 

Korthros und Teithros

 

 

Die Söhne Ingrors werden kaum angerufen. Korthros (Kor) werden die Aspekte Krieg, Katastrophen, Zerstörung, Kampfrausch, Gnadenlosigkeit, Nahkampf, Vernichtung, Männlichkeit und Erz zugeschrieben. Feuersee und Aschewüste gelten als seine Heiligen Orte. Als Opfergaben dienen erschlagene Feinde, eigene Kinder, der eigene Partner, Waffen, das eigene Blut und das eigene Leben. Seine eigentliche Aufgabe, die Vernichtung aller Sterblichen, so heißt es, könne er, obwohl er sie inbrünstig hasse, derzeit nicht ausführen, da Ingror ihn auf Rondras Bitte hin einstweilen zurückhalte. Er wird als grobschlächtiger Brokthar-Krieger mit einer gewaltigen Streitaxt dargestellt, dessen Respekt sich nur die Stärksten unter den Sterblichen erwerben könnten.

Teithros (Tairach) gilt als Gottheit von Krieg, Katastrophen, Tod, Führung, Taktik, Fernkampf, Gefühlskälte, Eis und Schneestürmen. Das Ewige Eis und die Aschewüste gelten als ihm heilig. Man erfreut ihn mit den gleichen Opfergaben, die auch sein Bruder akzeptiert. Die Mythologie des Teithros und seine Darstellung unterscheiden sich kaum von denen seines Zwillingsbruders.

 

Mythos und Meteoreisen

Ingrors Nähe zum Meteoreisen lässt an die Mythos-Wesen denken, die gegen das Metall besonders anfällig sind. Sollte es stimmen, dass der Gott andere Welten durchstreift und diese unter seine Kontrolle zu bringen versucht, dürfte er dabei mehr als einmal den Wesen von jenseits der Sphären begegnet sein. Die Nutzung des Meteor­eisens wäre dann Folge verschiedener Konfrontationen mit den Mythos-Wesen, einfach weil es eine wirksame Waffe gegen sie darstellt. Die Idee, den ebenfalls aus Meteoreisen bestehenden Kometen Kataklys auf das Riesland zu schleudern, dürfte sich aus derselben Quelle nähren. Damit stellt sich die Frage, ob Ingror vielleicht nicht nur das Marhynianische Imperium vernichten wollte, sondern auch ein Mythos-Wesen, das sich im Zentrum des Reiches eingenistet hatte.

 

 

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