Rakshazar, das Riesland, für DSA. Die Aschewüste

 

Die Entstehung der Aschewüste

 

Ascheoger

 

„Der Vertreter der dritten Art der Wertigoren ist in der Aschewüste und in Kurotan zu finden. Er wird Schattenbringer, Todesheuler oder Aschewertigor genannt. Schwarz und struppig ist sein Fell, scharf und tödlich sein Gebiss. Doppelt so groß wie seine Vettern, der Eiswertigor und der Ödtlandtwertigor, soll er sein, oder zumindest doppelt so grausam, glaubt man den Kriegern aus Ronthar. Jene erzählen sich auch, dass dieser Dämon in Tiergestalt seinen Schatten aussenden kann, um seine Feinde zu jagen, selbst noch über seinen Tod hinaus …“

— Aus einer alten Schriftrolle aus Yal-Mordai

 

Im Zentrum des Kontinents, wo einst die Hauptstadt und weitere prächtige Städte gelegen haben, erstrecken sich seit dem Kometeneinschlag das tödliche Lavameer und die giftige Aschewüste und bieten bizarren Lebensformen wie Vulkanschraten, Ascheogern oder Aschlingen eine unerwartete neue Heimstätte, wodurch diese Völker, die bislang vor allem in entlegenen Regionen am Rande der Welt gelebt hatten, deutlich an Einfluss gewannen.

Überall im Riesland hat der Kataklysmus Narben hinterlassen, doch in der Aschewüste ist auch heute noch am ersichtlichsten, welches Maß an Verwüstung der Komet angerichtet hat. Viele, die es in diese Gegend verschlägt, wähnen sich nicht mehr auf Dere, sondern in irgendeiner scheußlichen Domäne der Niederhöllen.

Man mag kaum glauben, dass dieses das Gebiet einst aus fruchtbaren Ebenen bestand. Die Aschewüste gehört zu den lebensfeindlichsten Ländern, die man sich vorstellen kann. Der schwarzgraue Boden speichert die brennende Hitze der Sonne, sodass Wanderer in diesem unwirtlichen Gebiet kaum Abkühlung finden. Selbst nachts sinkt die Temperatur kaum unter 50 Grad, Temperaturen, wie sie selbst in der Wüste Lath sonst nur tagsüber auftreten.

Die glühend heiße Schockwelle, welche der Komet während des Einschlages verursachte, und die ihr folgenden Feuer des Weltenbrandes verbrannten alles auf ihrem Weg zu Schlacke. Einst fanden sich hier unzählige kleine Städtchen und Dörfer. Das Gebiet galt gemeinsam mit der Provinz Vaestenlande als der Brotkorb des alten Imperiums und seiner Könige. Einige Ruinen existieren noch heute, von der Hitze zu bizarren Formen verschmolzen. Von einigen der unheimlichen, krallenförmigen Felsen, die turmartig aus der grauschwarzen Ebene ragen, vermutet man, dass sie einst Bauwerke der Marhynianer waren.

Mindestens ebenso schauerlich ist der Steinerne Wald, der sich im äußersten Norden der Aschewüste findet. Hier erstreckten sich vor dem Kataklysmus weitläufige Eichenwälder. Zwar hatte die Schockwelle schon an Kraft verloren, aber die Luft war derart voll heißer Asche und Schlacke, dass die Bäume davon überkrustet wurden. Dicht an dicht stehen grausig anzusehende, steinerne Baumskelette, welche ein massives, nahezu undurchdringliches Gewirr bilden.

Der kraftvolle Einschlag hat die Erde in diesem Teil des Rieslands bersten lassen. Ursprünglich war das Gelände mit Ausnahme der Feuerberge im Süden flach, doch durch den Kometeneinschlag waren tiefe Risse enstanden. Die gewaltigen Schluchten und Canyons, welche die Aschewüste durchziehen, reichen zum Teil viele hundert Schritt in die Tiefe. An ihrem von ewigem Schatten verdunkelten Grund sammelt sich das wenige Wasser, das in dieser Höllenhitze nicht sofort verdunstet.

Will man eine der wenigen Oasen innerhalb der Aschewüste erreichen, ist man wohl oder übel gezwungen, in eine der Schluchten hinabzusteigen. Auf dem Grund einiger der größeren Canyons gedeiht sogar Vegetation, hauptsächlich fremdartige Pilze und Flechten, welche ohne Sonnenlicht auskommen. Die bizarren Gewächse am Grunde der Schluchten lassen den Betrachter eher an Lebewesen der Tiefsee denken als an Wüstenpflanzen.

Die offene Wüste teilt sich in drei primäre Landschaftsmerkmale: Vorherrschend sind die schwarzen Schlackefelder, die vor Urzeiten zu einem festen Panzer über der weicheren Asche verbrannt sind. Sie sind von unzähligen kleinen Rissen durchzogen, welche die Schlacke in kleine, meist sechseckige Segmente brechen lässt. Dort, wo die Hitze des Kataklysmus besonders übel gewütet hat, findet man die tödlichen Obsidianebenen. Hier hat das Feuer des Kometen den Boden zu härterem, glatten Vulkanglas geschmolzen.

Scharfkantige Bruchstücke durchdringen selbst dicke Stiefelsohlen, und wenn die Sonne hoch am Himmel steht, wird das Licht mit voller Stärke reflektiert wie von einem Spiegel. Die eigentlich schwarzen Flächen erstrahlen dann in weißer Glut. Man nennt die Obsidianebenen auch den „gleißenden Tod„. Während der Mittagszeit erreichen die Ebenen Temperaturen oberhalb des Siedepunktes, sodass Wasser zu verdampfen beginnt.

Fast ebenso tödlich sind die Aschedünen. Was bei oberflächlicher Betrachtung wie grauer Sand erscheint, ist in Wahrheit lockere und sehr leichte Kometenasche, die ein Fortkommen fast unmöglich macht. Unbedingt meiden sollte man die hellsten Flecken in den Tälern zwischen den Dünen. Hier hat sich Asche gesammelt, die so fein und leicht ist, dass sie eine Art Treibsand bildet. Ein etwa menschengroßes Wesen versinkt darin fast so schnell wie in Wasser.

Das Wetter der Aschewüste bildet eine stete Gefahr. Meistens ist der Himmel wolkenlos. Die Sonne heizt den schwarzen Boden erbarmungslos auf. Der stete Aschegehalt der Luft lässt den Himmel in einem blutigen Rot erscheinen. Kommt auch nur der leiseste Wind auf, steigt sofort Asche in die Luft und füllt den roten Himmel mit schlierigen, schwarzen Wirbeln. So wie es in anderen Wüsten Sandstürme gibt, fegen über die Aschewüste Aschestürme, die noch mörderischer sind. Die Asche ist giftig. Wer zu viel davon einatmet, wird von fiebrigen Halluzinationen geplagt. Alchemistisch raffiniert ergibt die Kometenasche eine in den Stadtstaaten des Südens beliebte Traumdroge. Es heißt sogar, dass Al’Hrastor und seine Zelothim-Hexenmeister aus der Asche Zauberkräfte ziehen können, wenn sie gewisse dunkle Rituale damit veranstalten.

Obwohl man es nicht erwarten würde, fällt in der Aschewüste mehrmals im Jahr Regen. Allerdings sind derartige Wolkenbrüche eine reichlich perverse Angelegenheit, denn Leben spenden sie nicht. Da der verbrannte Boden das Wasser kaum aufnimmt, bilden sich nach den heftigen Regenfällen lebensgefährliche, reißende Schlammflüsse, die wenige Stunden nachdem sie alles mit sich fortgerissen haben, was ihnen im Weg war, ebenso schnell in Spalten und Ritzen versickern, wie sie entstanden sind. Die Reste des Wassers verdunsten mit erschreckender Geschwindigkeit, sobald die Sonne wieder am Himmel steht.

Man sollte glauben, dass eine solche Umgebung absolut lebensfeindlich ist und nur der Tod diejenigen erwartet, die sich in die Aschewüste wagen. Doch trotz aller Widrigkeiten gibt es dort Leben. Am Boden der Canyons und Schluchten wachsen nicht nur Pilzwälder, hier tummeln sich auch eigentümliche, asselartige Kreaturen und die seltsamen Feuerkrebse. Auch andere Vielbeinige haben in der Wüste eine Heimstatt gefunden. Wenn man nach Leben sucht, sollte man am ehesten in den Canyons und Felsschluchten Ausschau halten. Eine aus der Wüste Lath eingewanderte Gigantoguanrasse hat sogar gelernt, sich kletternd auf den steilen, zerklüfteten Wänden der Canyons fortzubewegen, um sich von dort aus an den großen Asseln und Würmern am Grund schadlos zu halten.

Je näher man dem berüchtigten Feuermeer kommt, desto chaotischer wird es in der Umgebung. Das Wetter und die Windrichtung wechseln in Sekundenschnelle und ohne Vorwarnung. Noch gefährlicher sind allerdings die magischen Anomalien, die umso stärker werden, je mehr man sich dem Lavameer nähert. Stellenweise verändert sich sogar die Schwerkraft, und Felsen schweben frei in der Luft. Unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit erscheinen seltsame Trugbilder, die weit entfernte oder zeitlich lange zurückliegende Dinge zeigen. Einige von ihnen sind geradezu erschreckend real. Es heißt, unter gewissen Umständen könne man durch sie sogar an die gezeigten Orte gelangen. Am intensivsten nehmen magiebegabte Personen diese seltsamen Phänomene wahr. In dieser Zone der Wüste kann man niemals sicher sein, was Trugbild und was Realität ist. Mehr als ein Magier hat die Aschewüste als sabbernder Irrer wieder verlassen.

Auch Kulturschaffende haben sich hier unter grausamsten Bedingungen angesiedelt. Die Bewohner der Ebene sind Verwandte der Xhul, welche tagsüber in eingegrabenen Igluzelten unter der Asche schlafen und nachts an den Osidianebenen das kostbare Vulkangestein abbauen, um es an Händler aus Teruldan zu verkaufen. Oft bereiten sie auch Kometenasche auf, um sie als kraftvolle Droge an den Mann zu bringen.

Diese Menschen sind nicht die einzigen, die in der Aschewüste eine Heimat gefunden haben. In den Schluchten gibt es einige Stämme von Trogglingen, welche tief unten über den Pilzwäldern an den Felswänden leben und ihr tierhaftes Truag sprechen. Ihre Kultur unterscheidet sich nur marginal von der anderer Trogglinge, allerdings ist ihre Lebensweise durchaus erstaunlich. Ihre Behausungen sind aus getrocknetem Schlamm und Pilzstengeln angefertigt und kleben, Schwalbennestern gleich, an den Wänden der Schluchten. Zwischen den einzelnen Hütten sind Kletterseile und Hängebrücken gespannt, an denen die Bewohner sich fortbewegen können.

 

Troggling

 

Eine der größten Bedrohungen für das Leben der Kulturschaffenden stellen die Steppenläufer dar. Es handelt sich um Pflanzenballen, die grauenhafte Orte wie die Knochenauen von Tjal oder die Gebeinsenke von Yhor-Tukal hervorgebracht haben. Einzelne Steppenläufer, die im Inneren faustgroße, extrem klebrige Samenknollen aufweisen, sind ungefährlich. Alle paar Jahre jedoch wird die Region von vermehrungsbereiten Pflanzenballen geradezu übersät. In dieser Masse machen die Steppenläufer selbst größere Lebewesen oder sogar ganze Karawanen bewegungsunfähig. Jene, die durch Hunger, Durst und Hitze zu Tode kommen, bilden, wenn ihre Kadaver in der Wüste verrotten, fruchtbaren Boden für die Pflanzen und sichern so deren nächste Generation. Entsprechend gibt es mehrere große Felder, die mit Knochen und Knochenasche übersät sind, denen man klangvolle, doch von Grauen erfüllte Namen gegeben hat.

 

Die Insekten der Aschewüste

Durch die Verheerungen, die Kataklys im Bereich der Aschewüste angerichtet hatte, gelang es nur einigen wenigen Spezialisten, in dieser feindseligen Umgebung zu überleben. Dazu zählen Insekten in allen Formen und Größen. Die bekannteste Art ist der tellergroße Aphapi-Käfer, aus dessen metallisch-blau schimmerndem Panzer Schmuck gefertigt wird. Er ernährt sich vor allem von Aas, Kot, anderen Insekten und Skorpionen. Der Käfer ist genügsam und kann bis zu sechs Monate ohne Nahrung auskommen. Für seinen Wasserhaushalt reicht der morgendliche Tau aus.

Die Toriskäfer sind eine einzigartige Symbiose mit einem einzelligen Farn eingegangen. Die Flügel des Insekts, mit denen es nicht mehr fliegen kann, sind zu großen, grün gefärbten und weit verzweigten Fächern ausgebildet. Das Grün geht auf Chlorophyll zurück, welches in den äußeren Zellen eingelagert ist. Diese Fächer versorgen den Käfer mit Wasser und Nahrung. Auf der Flügeloberfläche befinden sich Millionen winziger Härchen, die die Feuchtigkeit aus der Luft greifen und durch winzige Öffnungen ins Körperinnere treiben. Da der Käfer kein Maul mehr braucht, hat er nur noch zwei verkümmerte Greifzangen.

Im äußersten Süden und Westen der Aschewüste haben sich zwischen den Felsen einige wenige Pflanzen angesiedelt, die als Nahrungsgrundlage für die Wüstenameisen dienen, Tiere, die trotz ihrer geringen Größe von ein bis zwei Zentimetern sehr gefährlich werden können. Sie tauchen in riesigen Schwärmen auf und fallen in einem wahren Fressrausch über alles her, was nicht zu ihrer Art gehört.

Ihr einziger Feind ist der Ameisenbeißer, ein langsames Reptil mit einer dicken Hornhaut und einer rund einen halben Schritt langen, klebrigen Zunge. Manchmal folgen bis zu drei Tiere den Horden der Wüstenameisen, die kaum etwas gegen ihren Fressfeind unternehmen können, außer ihr Marschtempo zu erhöhen.

Anders als die Wanderer sind die Bauernameisen mit ihrem hochentwickelten Sozialverhalten wahre Nützlinge, denn sie züchten verschiedenste Wüstengräser und sorgen durch ihre energische Bewässerungswirtschaft dafür, dass diese Pflanzen auch in dieser so lebensfeindlichen Umwelt gedeihen können. Das dafür benötigte Wasser holen sie tief aus dem Boden. Manchmal graben sie mehr als zwanzig Schritt tief, um an das Grundwasser zu gelangen. Zur Düngung verwenden sie ihren eigenen Kot, der ein äußerst effektives Düngungsmittel darstellt. Zwar fressen sie die Pflanzen auch wieder, doch verteilen sie so viele neue Samen, dass die Wiesen rund um die bis zu drei Meter hohen Hügel mit den Ameisenstaaten langsam aber ständig wachsen. Große Kolonien können so bis zu fünfzehn Quadratmeter Grünfläche bewirtschaften.

Die Aschewüsten-Assel hat sich den Grund der tiefen Schluchten als Lebensraum auserkoren. In fast lichtlosen Tiefen von mehreren hundert Schritt ernährt sie sich von Pilzen und kleineren Tieren. Sie ist sich auch nicht zu schade, sich am Fleisch verendeter Kreaturen gütlich zu tun. Die Assel ist in der Lage, mehrere Wochen ohne Futter auszukommen. Wenn sich allerdings eine größere Nahrungsquelle auftut, frisst sie so viel, dass sie sich kaum noch bewegen kann. Damit das gut 23 Finger messende, eigentlich friedliche Tier nicht auf Schritt und Tritt Gefahr läuft, von größeren Bewohnern der Schluchten gefressen zu werden, verfügt es über eine besondere Art der Tarnung. Der Rückenpanzer besteht aus mehreren unterschiedlich geformten Segmenten, die ihm bei ruhigem Verharren das Aussehen eines herum liegenden Steinfragmentes verleihen. Bei unmittelbarer Gefahr rollt sich die Assel zusammen, um den verletzbaren Bauch, die Gliedmaßen und den Kopf für ihren Gegner unerreichbar zu machen und ihm lediglich den harten Rückenpanzer als Angriffsfläche zu bieten. Aschewüsten–Asseln sind Einzelgänger, was sie aber nicht daran hindert, sich einen Futterplatz mit mehreren Artgenossen zu teilen. Aggressivität scheint ihnen fremd zu sein. Vielmehr erweckt ihr Verhalten den Eindruck, als sei ihnen, mit Ausnahme der Paarungszeit, die Existenz anderer Vertreter ihrer Spezies regelrecht gleichgültig. Auch wenn die Aschewüsten–Assel ein friedliches Lebewesen ist, kann sie ziemlich aufdringlich werden, wenn sie irgendwo Nahrung wittert. Gerüchten zufolge soll Pulver, das aus dem gemahlenen Panzer der Kreatur gewonnen wird, gegen allerlei Gebrechen helfen.

Nicht zu den Insekten, wohl aber zu den markanten Lebensformen in der Aschewüste zählen die Feuerkrebse.

 

 

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