Rakshazar, das Riesland, für DSA. Merclador

Ein Charakter, der im Dienste Amazeroths großen Einfluss auf das Riesland ausgeübt hat

 

 

 

Der Erbe des Zorns

Um 3.920 v. BF kam die Dunkelelfe einem Plan Pyrdacors auf die Spur, den dieser vor mehr als einem Jahrtausend begonnen hatte. Er sollte eine alte Rache an seinem verhassten Bru­der Famerlor vollenden. Um ihn dereinst besiegen zu können, hatte der Goldene Drache der Elemente um 5.023 v. BF aus seiner ureigensten Kraft mächtige elementare Kreaturen von der Macht eines Elementaren Meisters, wenn nicht deutlich darüber, in der Form von Dracheneiern geschaffen, die den Hohen Drachen zu gegebener Zeit in einem elementaren Netz gefangen setzen sollten, damit er selbst ihn würde niederstrecken können. Dazu hatte er sein Gelege in unterirdischen Höhlen platziert, die er in die Berge entlang des nördlichen Yaquirufers geschmolzen hatte und die auf einer mächtigen Kraftlinie lagen. Es handelt sich dabei um die Yaquirlinie. [Verlauf der Yaquirlinie: Kuslik, Aldyra, Mantrah’Mor (Goldfelsen), Brig-Lo, Yaquirgrotte unter Cumrat, Grotte unter dem Phextempel von Then, Pentagrammaton der Akademie zu Punin, Raschtul Kandscharot bei Drakonia (Ratschulswall).] Doch als es Zeit für die ‚Brut‘ war, aus den Eiern zu schlüpfen, lag sie dank des Schwurs gegenüber dem Erzgeoden Brandan außerhalb von Pyrdacors Einflussbereich, und nach dem folgenden Weltenbrand erinnerte sich lange keiner mehr an sie. Auch verschoben sich die Kraftlinien, sodass das magische Band zwischen den elementaren Dracheneiern aufgehoben wurde. So lagen diese Eier in einem ewigen Schlummer und warteten darauf, dass sie mit einem mächtigen Ritual erweckt werden.

Die elementaren Drachen sollten dem Goldenen Drachen außerdem mehr Einfluss auf die Elemente verleihen, insbesondere um den Verlust des Eisschlüsels zu kompensieren. Doch auch dazu sollte es nicht kommen.

Während der großen Schlacht von Punin 881 v. BF wurde eine der Höhlen entdeckt. An diesem Ort ließ Fran-Horas 619 v. BF dann das berühmte Penta­gram­ma­ton der Academia errichten und barg dabei das Humus-Ei. Als während der Dunklen Zeiten 557 bis 157 v. BF erstmals der Pyrdracor-Kult in Almada erschien, den einst ein Statthalter des Goldenen Drachen erschaffen hatte, suchte er – einmal mehr – nach den Gelegen. Der Kult nannte sie Zrsh rrimo-rrim: Erben des Zorns. Fündig wurde er nicht, wenn er auch zahlreiche Mutmaßungen in verborgenen Schriften festhielt. Im Pentagrammaton wurde das Humus-Ei in der Zeit vor Bosparans Fall über Jahrzehnte hinweg immer wieder von Pher Drodont untersucht, der in seinem Compendium Drakomagia aber zu keiner eindeutigen Identifizierung des von ihm ‚Captus Humus‘ genannten Artefakts gelangte. Dass Pyrdacor nicht sechs, sondern sieben elementare Eier erschaffen hatte, entging den Kultisten und dem Drachenforscher vollständig.

Das siebte Ei hatte Pyrdacor ungeachtet der Tatsache kreiert, dass die Kraft zwar als Stoff noch vorhanden war, der durch alle Sphären fließt, was die anderen Elemente nicht tun, jedoch im Übrigen durch Marhynas Frevel ihren elementaren Charakter in allen Belangen verloren zu haben schien. Es entspricht der Hybris des selbsternannten Gottdrachen Pyrdacor, Bewahrer des Gleichgewichts der Elemente und der Elementaren Schlüssel, sich dennoch an der Erschaffung eines Elementardrachen der Kraft versucht zu haben.

So wie bei den anderen Erben des Zorns schuf er einen Kubus aus einem elementar-affinen Edelstein, aus dem ein Elementarer Drache schlüpfen sollte. Er wusste, wie umstritten der der Status des Elements der Kraft unter den Gelehrten ist, gelangte aber zu der Schlussfolgerung, dass noch etwas davon vorhanden sein musste, immerhin schien es noch einen Elementarschlüssel der Kraft zu geben. Pyrda­cors Handeln ist also durchaus nicht irrational. Nichtsdestotrotz ging er ein hohes Risiko ein. Sein Plan konnte nur gelingen, wenn er mit seinen Annahmen richtig lag, und die entsprachen keineswegs der herrschenden Lehrmeinung.

In der Mythologie der Hesindekirche zerbrach Mada den Kristall der Kraft, um den Fluss der Astralkraft zu befreien. Die Sha’ay Mada, ein aventurischer Madakult, sucht seit Jahrhunderten nach den sogenannten Madamanten, Trümmerstücken eines ursprünglichen großen Kristalls, des Steins der Mada, und ist überzeugt, dass Mada befreit werden könne, wenn man den ursprünglichen Kristall wieder zusammensetzt. Einige der Kultisten glauben, es handele sich bei den Madamanten um Trümmerstücke des zerstörten Kristalls der Kraft, zerschlagen von Mada, um die Zitadelle der Kraft zu vernichten und die Magie freizusetzen.

Pyrdacor wusste, dass dies so nie passiert war, weil Marhynas Frevel die Zitadellen der Elemente erst erschaffen hatte, aber womöglich hatte die Legende dennoch einen wahren Kern. Der Kristall könnte während Madas Frevel dazu gedient haben, die Energie zu kristallisieren, welche nötig war, um die Sphärengrenze zur Elementarebene der Kraft zu öffnen.

Der Goldene Drache verwendete deshalb einen der Madamanten als Trägermedium für den Drachen der Kraft und platzierte ihn auf genau jener Insel im Yaquir, die Pyrdacor später aus Zorn über den Betrug Brandans im Fluss versenken sollte. An dieser Stelle verläuft nicht nur die Yaquirlinie, vielmehr kreuzt diese hier ein zweites Mal die Kraftlinie, die wahlweise Basiliuslinie, Elfenfaden, Nord-Süd-Achse oder Leben-Tod-Linie genannt wird. Die Kraftlinie hat einen gezackten Verlauf „wie ein Sprung im Eis“ und weist eine Affinität zu Leben und Tod auf. Sie schneidet die Yaquirlinie im Pentagrammaton, wo das Humusei aufbewahrt wird, und auf der besagten Insel, dem Aufbewahrungsort des Krafteis. [Genauer Verlauf der Kraftlinie: Altaia, Stadt des Schweigens in Al’Anfa, Tal der Sterbenden Götter (nördliches Regengebirge), Brokscal, Djurkaram-Massiv 1 (östlich von Birscha), Heiligtum des Drachenor­dens am Djurkaram-Massiv (nördlicher Rand des Gebirges nordöstliche von Birscha), Tie’Shianna, Pentagrammaton der Akademie zu Punin, Borontempel zu Punin, Tal der Kaiser, Dämonenbrache, Reichsabtei Sankt Praiodan, Wehrheim, Nachtschattenturm, ungefähr dem Lauf des Pandlaril folgenden, Vulkan im Neunaugensee, Seminar zu Donnerbach, Sala Mandra, Da’lirielâs Wachturm (ca. 33 Meilen östlich von Oblotin), Tor zum Norden, Glyndhaven, Asainyf, Heiligtum der alten Götter, Himmelsturm.]

Pardona machte sich auf die Suche nach dem Aufbewahrungsort des Eis der Kraft und konnte bald darauf die Stelle am Grund des Yaquir identifizieren, doch gelang es ihr nicht, dorthin vorzudringen. Sie benötigte Hilfe. Diese fand sie bei Agrimoth, dem Erzdämon der verdorbe­nen Elemente Feuer, Luft, Erz und Humus. Dieser versprach ihr, die Insel vom Grun­de des Yaquir zu heben und sie in einen Flusslauf in den Trollzacken zu versetzen. Jedoch hatte Agrimoth nicht die Macht, einen permanenten Transfer zu bewirken. Das versunkene Eiland befand sich im Wasser, das sich seiner Herrschaft entzog. Hier herrschten Efferd, Numinoru, Swafnir und die Erzdämonin Charyptoroth. Agrimoths Einfluss indes war gering und konnte nur temporär aufrechterhalten werden. Die Insel würde lediglich einige Wochen lang an ihrem neuen Standort erscheinen und anschließend wieder im Wasser versinken. Erst rund vierhundert Jahre später würde sie sich erneut aus den Fluten erheben, um dort wieder nur für ein paar Tage zu verweilen.

Für diese Gefälligkeit hätte Agrimoth unter normalen Umständen einen Pakt von Pardona verlangt. Doch die gerissene Elfe entging dem Ansinnen des Erzdämons, indem sie ihm die Macht über den Drachen der Kraft versprach. Sie benötige ihn lediglich für fünfzig oder sechzig Götterläufe, danach sollte Agrimoth die Kontrolle über den machtvollen Drachen erhalten, der aus dem Ei der Kraft schlüpfen würde. Die Aussicht auf einen solchen Diener war für Agrimoth zu verlockend, um das Angebot auszuschlagen.

Als das Eiland in den Trollzacken erschien, barg Pardona den Madamanten und führte das Erweckungsritual durch. Doch das, was sie dort erweckte, nahm keine Drachengestalt an. Und das hatte gleich drei Gründe. Zum einen war es noch zu früh, das Gelege war noch nicht ausgereift. Zum anderen hatte die Kraft, im Gegensatz zu den anderen Elementen, niemals eine konkrete Form oder Beschaffenheit besessen. Außerdem erwies sich als wahr, was Pyrdacor befürchtet hatte. Die Kraft hatte durch Madas Frevel ihre elementare Beschaffenheit ganz oder zumindest größtenteils verloren, so dass sich aus ihr auch kein elementarer Drache bilden konnte.

Was stattdessen entstand, war ein machtvoller und zerstörerischer Geist, erfüllt von schierer Astralkraft, fremdartig und körperlos, ein Feind alles Lebenden und manches Toten, den selbst Pyrdacor nicht zu bezwingen wusste. Die Yaquirlinie verstärkte die Drachenkraft in ihm, die Basiliuslinie seine Affinität zu Tod und Leben. Pardona hatte dies vorausgesehen. Der Geist der Kraft terrorisierte zehn Jahre lang die Völker der Trollzacken. Er ernährte sich von astraler Macht, die er Artefakten ebenso entzog wie lebenden Kreaturen, welche dadurch meist in den Wahnsinn getrieben wurden, weil ihr Karfunkel dabei zerstört wurde. Ein solcher tritt gemäß gewisser Theorien nicht nur bei Drachen, sondern bei allen magiebegabten Wesen auf.

Schließlich lenkte die Dunkelelfe die Aufmerksamkeit des Geistes auf Pyrdakors Herrschaftsbereich, wo besonders viele und besonders mächtige Zauberkundige zu finden waren. So wurde der goldene Drache in den Kampf mit dem Geist gezwungen. Pyrdacor konnte ihn nicht vernichten, aber er zähmte ihn, indem er ihn in den Madamanten verbannte, den dieser noch immer bei sich trug. Durch diesen Bannspruch färbte sich der Edelstein schwarz und veränderte seine Form und Konsistenz; der Stein der tiefsten Nacht war entstanden, scheinbar ein merkwürdig geformter Onyx­stein. Ein Onyx ist ein schwarzweiß gebänderter Stein, der in der zwölfgöttli­chen Überlieferung als heiliger Stein Hesindes gilt, der göttlichen Gegenspielerin des erzdämonischen Amazeroth. Er steht in der Alchimie für das Element Kraft und soll laut der Magietheorie Sphärenreisen und Beschwörungen erleichtern, insbesondere Herbeirufungen Amazeroths und seiner Diener. Mit dem Zeichen der Mada versehen verleiht er Erleuchtung über arkane Muster. Dieser spezielle Onyx stellte bei näherem Hinsehen eine Karte der Trollzacken dar, mit deren Hilfe man die Insel finden konnte, auf welcher der Geist erweckt worden war. Sehr wohl erkannte Pyrdacor, was er hier vor sich hatte, und er erkannte auch, dass dies Pardonas Werk war.

Als Agrimoth seinen Lohn von Pardona forderte, fand er sich betrogen. Die Elfe lachte und sprach: „Ich habe dir die Herrschaft über den Elementardrachen der Kraft versprochen. Sie sei dein. Nimm sie dir – wenn du kannst!“ Dieser Verrat erzürnte Agrimoth über alle Maßen, doch hatte er keine Macht, sich an der Dunkelelfe zu rächen, solange diese sich im Ewigen Eis des Hohen Nordens aufhielt, das Nagrach unter­stand.

Fand Pardona in den kommenden Jahrhunderten Mittel und Wege, den aufgebrachten Erzdämon zu besänftigen, amüsierte sich eine andere Entität köstlich über die doppelte Niedertracht der Elfe gegenüber Pyrdacor und Agrimoth gleichermaßen. Amazeroth, der vielgestaltige Blender, Herr des Verbotenen Wissens, Herzog der dunklen Weisheit, Verschlinger von Gnap’Caor, dessen linker und rechter Fuß Irrwitz und Täuschung geheißen werden. Er beschloss, sich des Geistes, der ohnehin in einem ihm genehmen Edelstein ruhte, anzunehmen.

Der verräterische Erzdämon spielte seinem erzdämonischen Bruder Agrimoth auf einer Reihe von Umwegen, die die Herkunft der Informationen verschleierten, geheimes Wissen in die Klauen, über das er gebot. Der Geist der Kraft, so erfuhr Agrimoth nunmehr, hatte sich aus den genannten Gründen nicht als Drache manifestieren können. Nichtsdestotrotz handelte es sich bei ihm unzweifelhaft um den Geist eines Drachen. Ein Drachengeist jedoch ist an einen Karfunkel gebunden, Sitz seines Verstandes ebenso wie seiner magischen Macht. Und der Stein, der den Verstand und die magische Macht des Drachen beinhaltete, war der Madamant, der Stein der tief­sten Nacht. Wenn der Stein jedoch ein Karfunkel war, dann konnte der Geist zu echtem drachischen Leben erweckt werden. Eins jedoch verschwieg Amazeroth seinem Bruder, dass nämlich der einfachste Weg darin bestand, dass ein anderer Drache den Karfunkel verschlang und somit der in dem Karfunkel befindliche Drache die Kontrolle über den Körper des anderen übernehmen konnte. Wissen, das einer Entität, die einst der Unsterbliche Amazeran und davor der Gott Nandus gewesen war, selbstverständlich zur Verfügung stand, das Agrimoth jedoch fehlte. So war Agrimoth Jahrzehnte damit beschäftigt, aus den ihn unterstellten Elementen einen geeigneten Körper für den Geist der Kraft zu schaffen.

Dies verschaffte Amazeroth die Zeit, seine eigenen Pläne in die Tat umzusetzen. Er suchte eine prächtige und machtvolle Drachenfrau aus, brach ihren Geist und fuhr in sie hinein, dann suchte die Besessene die Nähe Mercladors, eines Sohns des Pyrdacor. Dieser entflammte in Liebe zu der Drächin, unterwarf sie und gewann sie so zur Partnerin. Bald schon gelang es Amazeroth, Zwietracht zu sähen zwischen Merclador und seinem Vater. Der Sohn traf einige falsche Entscheidungen, zu denen Amazeroth ihm geraten hatte. Der Vater bestrafte ihn, was Amazeroth wiederum nutzte, einerseits Mercladors Zorn zu schüren und ihn andererseits zu der Überzeugung zu bringen, er werde es dem Vater niemals recht machen können. Schließlich erzählte sie ihm von dem Stein der tiefsten Nacht. Zufälligerweise habe sie zwei enge Vertraute des Gottdrachen darüber sprechen hören. Der Stein werde im Hort des Drachen aufbewahrt, der ihn eifersüchtig hüte, da er einem Drachen große Macht verleihen könne. Macht, mit deren Hilfe es Merclador garantiert gelingen werde, sich zu beweisen. Merclador gehorchte der vermeintlichen Drächin, der er verfallen war, und stahl den Stein aus dem Hort seines Vaters. Schließlich überredete Amazeroth den Drachen, den Stein zu verschlingen – nur so, hatte der Erzdämon behauptet, werde Merclador dessen ganze Macht zuteilwerden.

Hatte der Erzdämon damit gerechnet, dass der Geist der Kraft die vollständige Kontrolle über den Körper Mercladors übernehmen würde, so hatte er sich in diesem Punkt getäuscht. Mercladors Wille war stark, fast so stark wie der seines Vaters, und er war diszipliniert, weitaus disziplinierter als die unbändige Macht, die dem Stein der tiefsten Nacht innewohnte. Geist und Drache fochten einen erbitterten Kampf um den Körper des Drachen, der diesen fast getötet hätte. Den anderen Drachen schien es, als sei Merclador in ein Koma gefallen, aus dem er für schier endlose Wochen nicht mehr erwachen wollte. Beide Seiten mussten begreifen, dass sie eine Schlacht fochten, die eher ihren Körper vernichten würde, als einen Sieger hervorzubringen. Zudem erkannte Merclador, dass ihm der Geist tatsächlich große Macht verleihen konnte, während der Geist einsah, dass Mercladors wacher Verstand seinen Bemühungen viel größere Schlagkraft verleihen würde. Als Merclador erwachte, waren die beiden Drachengeister eine Symbiose eingegangen, und der auf diese Weise entstandene neue Drachengeist war so machtvoll, dass Pyrdacor sogar davon absehen musste, seinen Sohn für den begangenen Diebstahl zu bestrafen. Selbst ihre Karfunkel waren verschmolzen. Der Stein der tiefsten Nacht war zum Sitz von Mercladors Geist geworden.

Doch die Macht des Drachen schwand mit atemberaubendem Tempo dahin. Zwei Drachengeister voller Energie und Tatendrang, die die Kraft, welche dem Stein der tiefsten Nacht innewohnte, hemmungslos nach ihrem Gutdünken ausbeuteten, das war zu viel selbst für den Madamanten. Es dauerte nur Wochen, bis seine Macht verbraucht war und Merclador nur mehr über die Kraft verfügte, die er zuvor als Einzelwesen innehatte. Nicht nur, dass er diese jetzt mit einem zweiten Geist in seinem Kopf teilen musste, mit der Macht des Steins hatte er mächtige Feinde herausgefordert, die jetzt nur auf diesen Moment der Schwäche warteten. In seiner Not wandte sich der Drache an seine vermeintliche Gefährtin, und die riet zu einem Pakt mit einem Dämon. Dieses Ansinnen verweigerte der Drache zunächst vehement, doch mit feinsinnigen Worten beschrieb ihm die vermeintliche Drachin, dass ihm aus dem Pakt kein Schaden erwachse, dass er ihn jederzeit lösen könne und dass ihm daraus dennoch die Kraft zuflösse, die er benötige, seine Feinde zu zerschmettern. Merclador begriff erst, dass er betrogen worden war, als er den Pakt mit Amazeroth bereits abgeschlossen hatte. Ein Seelenpakt, besiegelt mit seinem Blut, nur sehr schwer wieder zu brechen.

Selbst wenn Merclador es sich hätte leisten können: Amazeroth hielt Wort. Er versorgte den Drachen fortwährend mit magischer Kraft, und dieser errang einen Sieg nach dem anderen. Der Erzdämon selbst zog sich aus dem Geist der Drachenfrau zurück, die daraufhin Merclador sofort verließ. Als Agrimoth herausfand, dass Amazeroth ihn hereingelegt hatte, befand dieser sich längst wieder in der Sicherheit seiner Domäne und lachte über seinen Bruder, der sich bereits zum zweiten Mal um den Geist der Kraft betrogen sah, ob seines Triumphs.

Jahrhunderte gingen ins Land, und um das Jahr 3.600 v. BF. bemerkte Merclador, dass den Stein erneut die Kraft verließ. Amazeroth schickte ihm einen seiner Diener, der ihn wissen ließ, dass der Stein seine Kraft wohl wiedererlangen könne, dazu müsse Merclador den lediglich auf vierhundert Jahre geschlossenen Pakt mit Amazeroth erneuern, doch diesmal aus freien Stücken. Merclador hatte keine Wahl, wollte er seine Macht behalten und weiterhin siegreich gegen seine Feinde zu Felde ziehen, musste er den Pakt wiederum schließen. Und einen Feind hatte er, der ihm sogar mit Amazeroths Macht deutlich überlegen schien: Asgathor, den Sohn Nirandors, der Aventurien von Pyrdacor und Famerlor gleichermaßen zu befreien trachtete und Pyrdacors Truppen, allen voran Merclador, dabei stets mindestens einen Schritt voraus war. Ohne die Kraft, die ihm aus dem Pakt zufloss, hatte Merclador gegen den mächtigen und zornigen Drachen nicht den Hauch einer Chance.

Amazeroth hatte Ort und Zeit des Paktschlusses ganz gezielt ausgewählt: Merclador musste sich in die Trollzacken begeben, dorthin, wo sich in diesen Tagen erneut die alte Yaquirinsel aus dem Wasser erhob. Eine Provokation gegenüber Agrimoth, auf den dieses Auftauchen zurückzuführen war, und zugleich eine Machtdemonstration, denn solange der Drache der Kraft an Amazeroths Fäden hing, hatte der Dämon der Elemente keine Möglichkeit, seinen Widersacher in offener Feldschlacht zu schlagen. Zähneknirschend erneuerte der Drache den Pakt mit dem Erzdämon, und erneut um 3.200 v. BF, um 2.800 v. BF und um 2.400 v. BF.

 

Pyrdacors Fall und Mercladors Verderben

Trotz des Verrats des Widersachers konnte sich Pyrdacor noch weitere hundert Jahre gegen Famerlors Truppen halten. Seine einstigen Völkerscharen schritten in dieser Zeit unaufhaltsam ihrem Niedergang entgegen. Auch seine Heerführer fielen nach und nach in der Schlacht.

So heißt es über einen seiner Generäle: »Von allen drazâ in Diensten des gala dh’raza, des Goldenen Drachen, war jener, den man den Sellidrag, den Silbernen Marschall, oder auch Feracinor nannte, der rachsüchtigste und womöglich grausamste. Wer sich ihm und seinen Armeen in den Weg stellte, der konnte nicht mit Gnade rechnen. Seine Strafe, das langsame Verbrennen bei lebendigem Leib, führte er stets selbst aus. Es hieß, wer qualvoll in seinem Feuer verbrenne, der brenne noch für ein eona weiter nach dem Tode, bevor er Frieden finden könne. Sein Ruf war so grausam, dass sogar die fey und boroborinoi ihre Rivalitäten beiseitelegten und sich gegen ihn stellten. Unzählige aber brannten in seinem Feuer, ehe eine tapfere Heldin vom kleinen Volk ihm endlich Einhalt gebot und die Welt durch seinen Tod um einen Deut besser machte.«

— aus dem Faedhari, dem mythischen Geschichtsbuch der Elfen, dessen Verse von den Liedern und Legenden der Legendensänger stets verändert werden (zitiert nach “Das Tosen über Liretana” (Sternenträgerkampagne Teil 5, S. 56.)

 

Feracinor, Sohn oder Enkel Ancarions des Roten, galt als großer Zwergenfeind und war an der Zerstörung eines Großteils der Trollfeste Traschmalgor in den Trollzacken beteiligt. 2.146 v. BF wurde er durch Argloscha Tochter der Angrescha im Finsterkamm getötet. Erst 1028 BF gelang es seinem Karfunkel, der sechzehn Jahre zuvor wiedererweckt worden war, den Körper eines Horndrachen unter seine Kontrolle zu bringen und so ins Leben zurückzukehren. Von 1032 BF bis in den Spätherbst 1034 BF wütete Feracinor im Finsterkamm, verfolgte dort die Finsterzwerge und errichtete auf der Nimmerkuppe seinen Hort. Während des Kriegsrats der Drachen hielt er sich in Zze Tha auf, dann trat er die Nachfolge Lessankans an und ließ sich in der Schwarzen Sichel nieder. Später trat er gegen die Helden an, die auf der Suche nach Amalaias Seelenlied waren, und bekämpfte sie an Bord der Balahyr sowie bei der Auelfensiedlung Biumandra.

In Anbetracht von Pyrdacors zusammenbrechenden Verteidigungslinien zwang der löwenhäuptige Famerlor den Goldenen Drachen zu einer verzwei­felten Flucht durch die Sphären und Globulen. Als Pyrdacor versuchte, heimlich auf seine Insel zurückzu­kehren, um von dort mächtige magische Artefakte zu holen, mit denen er Famerlor zu ver­nichten hoffte, schafften es die Gesandten der Götter, ihn zu stellen. Es entbrannte ein furcht­barer Kampf, der Pyrdacors Insel vollkommen zerstörte. Neben unzähligen Sterblichen ver­lor auch der Große Drache Ulvador im Kampf gegen Pyrdacor sein Leben.

Danach jedoch, 2.099 v. BF, gelang es den Angreifern, den selbsternannten Drachengott zu überwinden. Die Enzyclopaedia Mythologica deutet an, dass ein Zauber des Großen Drachen Naclador Pyrdacor verwirrte, sodass Famerlor den Goldenen Drachen der Elemente überwältigen konnte. Nach Fuldigors Ausführungen trug Fa­mer­­lor den Leib seines besiegten Bruders bis in die Vierte Sphäre und zerfetzte ihn. Der Karfunkel des Goldenen soll ihm dabei entglitten und als Komet in die Khômwüste hinabge­stürzt sein, die sich nun dort erstreckte, wo sich einst das Echsenreich Zze Tha befunden hatte, welches durch die Echsen in eine Globule entrückt worden war. Diese Schilderung ist bereits kaum glaubhaft, doch noch bemerkenswerter ist es, wie die Geschichte endet: Pyrdacors zerstörter Körper verblieb nicht in der Vierten Sphäre, sondern versank mit seiner untergehenden Insel in die Tiefe. Nichts davon scheint Sinn zu ergeben. Wenn Famerlor den toten Körper seines Feindes in die Vierte Sphäre trug, dann, um ihn dort in die Obhut des Totengottes zu geben. Und gewiss hätte der Bergung von Pyrdacors Karfunkel, dem Sitz seines Astralleibs und seiner Seele, seine höchste Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gegolten.

Damit drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass Pyrdacors Anhänger Famerlor ins Totenreich gefolgt sind und dort so lange gegen ihn gefochten haben, bis sie es vollbrachten, Leib und Karfunkel des Goldenen an sich zu reißen und zurück in die Dritte Sphäre zu bringen. Am ehesten wäre eine solche Kommandoaktion Merclador zuzutrauen, gestärkt durch den Pakt mit Amazeroth. Dies würde auch erklären, warum Famerlor nach diesem Zeitpunkt alles daran setzte, auch Pyrdacors Sohn zu vernichten.

Trotz verzweifelter Suche schaffte es der Löwen­häup­tige nicht, in der neu entstandenen Wüste voller Sand, wohin Merclador das Seelenarte­fakt seines Vaters kurzerhand fallen ließ, bevor Famerlors Häscher ihn ergreifen konnten, den Karfunkelstein des Gol­de­nen Drachen zu bergen. Irgendwann zwangen ihn kosmische Gesetze zur Rückkehr nach Alveran – das gesuchte Artefakt fand er bis dahin nicht. Die Enzyclo­pae­dia Mythologica behauptet, Naclador habe Pyrdacors Karfunkel gefangen und versteckt, auf dass Pyrdacor nicht wieder beseelt werden könne, um sich gegen Alveran zu erheben. Dies ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Wäre es Naclador primär darum gegangen, eine Rückkehr des Goldenen zu verhindern, hätte er seinen Karfunkel zerschlagen, dann wäre es ausge­schlos­sen, dass Pyrdacor jemals einen neuen Kör­per bekommen könnte. Genau das hätte Famerlor getan, hätten ihm die anderen Drachen die Chance dazu gelassen. Offenbar hatte Naclador also etwas anderes im Sinn – er hat Pyrdacors Karfunkel vor Famerlor verborgen, um die Zerstörung des Seelensteins seines Bruders zu verhindern.

Jahrhunderte später fand sich der Stein im Besitz von Geschuppten, die aber nicht wussten, mit was sie es zu tun hatten. Weitere Jahr­hun­derte später wurde Pyrdacors Karfunkel, der einem Diamanten gleicht, zum namensgebenden Artefakt für das Diamantene Sultanat der Tulamiden und für die Drachenei-Akademie zu Khunchom. Da kosmische Gesetze und die Selbstverpflichtung der Unsterblichen, sich soweit wie möglich aus den Belangen der Schöp­fung herauszuhalten, es Famerlor verboten, Dere erneut aufzusuchen, wurde der Karfunkel des Goldenen niemals zerstört und existiert noch heute. Eine Rückkehr des selbsternannten Drachengottes liegt somit im Bereich des Möglichen. Pardona hat in den 1030er Jahren nach Bosparans Fall einen entsprechenden Vorstoß unternommen und ist denkbar knapp an den Bemühungen einer engagierten Heldengruppe gescheitert. In heutiger Zeit beanspruchen mit Al’Hrastor von Yal-Mordai und Arkamin IV. von Shahana zwei Sultane, die rechtmäßigen Erben des Diamantenen Sultanats zu sein. Im Grunde also Pyrdacors Nachfolger, deren Herrschaft dadurch Legitimation findet, dass sie sich auf sein Karfunkel berufen, in dem der Geist des Alten Drachen gebunden ist. Eine Feststellung, die noch mehr an Brisanz gewinnt, wenn man sich verdeutlicht, dass es Merclador war, der Al’Hrastors gesamten Werdegang begleitet und eine deutliche Mitursache dafür gesetzt hat, dass dieser das Selbstverständnis eines Diamantenen Sultans, eines Sultans im Zeichen des Karfunkels von Mercladors Vater Pyrdacor, entwickelt hat. Der Drachendämon hat den Stein zunächst vor der Vernichtung bewahrt und dann dafür Sorge getragen, dass Herrschaftslegitimation bis in die Gegenwart hinein im Namen seines Vater stattfindet, bis dieser zurückkehrt und selber herrschen kann.

Parallel zu Pyrdacors Fall wirkten die Einwohner des aventurischen Echsenreichs von Zze Tha ein eigens entwickeltes Ritual, das ihre Heimat in eine Globule entrückte und die Khômwüste entstehen ließ. Namentlich war dies der Ssrkhrsechu Chr’Szess’Aich aus der Kaste der Zauberpriester H’Szints, Pyrdacors Statthalter. Sein Geist sichert bis heute die Existenz der Globule. Pyrdacor, bereits im Sterben liegend, gab für das Ritual des Chr’Szess’Aich einen Teil seiner Kraft, um sein Volk zu retten. Wie so oft handelte der Goldene Drache der Elemente dabei nicht vollkommen uneigennützig, rechnete der doch damit, dass die Echsen alles daran setzen würden, Pyrdacors Karfunkel zu bergen, seine Essenz zu vereinen und so die Rückkehr ihres Herrschers zu ermöglichen.

Unklar sind die Berichte über das Große Tier von Zze Tha, einen Teilleib des Omegatherions, der offenbar in den Zweiten Drachenkrieg involviert war. Es wird nicht deutlich, ob es auf Seiten Pyrdacors oder auf Seiten des Namenlosen kämpfte, wahrscheinlich ist letzteres der Fall. Wie es scheint, tötete oder bannte Pyrdacor in einem letzten Gewaltakt unmittelbar vor der Entrückung von Zze Tha das Große Tier, wodurch er seine Völkerscharen von einer massiven Bedrohung befreite und dem Widersacher eine mächtige Kreatur nahm, die ihm zu Diensten war.

Völker wie die Zentauren und die Arachnäer, die am Rande Zze Thas gelebt hatten, wurden durch die entfesselten Naturgewalten hinweggefegt und verschwanden aus Aventurien. Die Minotauren überlebten auf den Zyklopeninseln. Das Katzenvolk der Amaunir und andere Myraner, die in der Nähe Tie’Shiannas gelebt hatten, zogen sich nach dem Fall der Elementarstadt des Erzes in Richtung des Westkontinents zurück, von dem sie oder ihre Vorfahren einst gekommen waren.

Das Zeitalter der Echsen neigte sich endgültig seinem auf einigen Kontinenten längst vollzogenen Ende entgegen. Pyrdacors Niederlage schwächte auch die Echsen des uthurischen Xo’Tha entscheidend. Viele Geschuppte verließen die Stadt mit unbekanntem Ziel, deren Einflussbereich jetzt an ihren Mauern endete. Andere zogen sich in ihre Zikkurate und Türme zurück. Rund hundert Jahre später erhoben sich die zahlenmäßig überlegenen Menschen gegen ihre Herren und setzten deren eigene magische Mittel gegen sie ein. Einige Echsen konnten entkommen und degenerierten im Laufe der Jahrhunderte zu den barbarischen Chaz’shirr. Beseelt vom Willen ihres namenlosen Gottes begannen auch die neuen menschlichen Herrscher, von Xo’Tha aus das Land zu unterjochen, und übertrafen dabei sogar die Echsen an Grausamkeit.

Schlussendlich stürzte mit dem Drachenkrieg Merclador in sein lang absehbares Verderben. Es spricht einiges dafür, dass er von Famerlors Gefolgsleuten ergriffen und getötet wurde, weil er es geschafft hatte, dem Löwenhäuptigen Leib und Karfunkel seines Vaters zu entreißen und sie seinem Zugriff zu entziehen. Sein Karfunkelstein, diese perfekte Symbiose aus Mercladors ursprünglichem Karfunkel und dem Stein der tiefsten Nacht, wurde von zwei Dämonen in Amazeroths Diensten entwendet, noch bevor es Famerlors Gefolge gelang, ihn aus dem toten Drachenleib zu bergen. Es handelte sich bei den Dieben um Uridabash, Mercladors künftigen Erzfeind, und um Merkator, jenen Quitslinga, den Amazeroth als Spion in die Dritte Sphäre entsandt hatte, damals, als Marhyna in der Lichtwelt weilte und die Erschaffung der Elfen herbeiführte.

Von nun an war Merclador voll und ganz in Amazeroths Hand. Der ließ ihm die Wahl: Merclador könne sogleich in die Niederhöllen fahren und dort ewige grausame Qualen erleiden, oder er könne nach Dere zurückkehren und dort Amazeroth dienen. Merclador tobte vor Zorn, wurde sich der Ausweglosigkeit seiner Lage aber bald bewusst. Schließlich fügte sich sein sonst so unbeugsamer Wille, und Merclador trat in die Dienste seines neuen Herrn. Amazeroth ließ Mercladors Geist in den Wirtskörper fahren, den Merkator während seines Aufenthalts in der Dritten Sphäre so lange getragen und geformt hatte, und verlieh ihm so die Macht eines Quitslinga-Dämons, zusätzlich zu seiner Drachenkraft. Seinen treuen Spion Merkator rief er in seine Domäne zurück. Die Stärke und gestaltwandlerischen Fähigkeiten seines neuen Körpers ermöglichten dem einstigen Drachen erneut einen großen Handlungsspielraum, nur dass es jetzt Amazeroth war, der die Befehle gab.

Ich will meinen Diener zurück, den Alveraniar des Verbotenen Wissens“, eröffnete Amazeroth seinem neuen Handlanger. „Ein neues Zeitalter bricht an, es wird also nicht mehr lange dauern, bis eine seiner Inkarnationen in Erscheinung tritt, und die Hinweise verdichten sich, dass er erneut im Riesland erscheinen wird. Begib dich dorthin, solange es noch möglich ist. Finde ihn und erstatte mir Bericht. Dann wirst du neue Befehle erhalten.

Merclador brach ins Riesland auf, noch bevor Fuldigor das Ritual begonnen hatte, welches das Eherne Schwert zu einer Weltenbarriere machen sollte. Ob der Drachendämon den Alveraniar des Verbotenen Wissens tatsächlich fand, ist nicht überliefert. Ganz im Sinne des heimlichen Amaze­roth verstand Merclador die Spuren seines Wirkens hervorragend zu verwischen. Auffällig ist allerdings, dass die Vernichtung der Tallurier, eines insektoiden Volkes, das Mokoscha kurz nach dem Kataklysmus an der Weltengrenze erschaffen hatte, damit es im Norden des Rieslands Fuß fassen sollte, weil sie Insektenartigen die besten Überlebens­chan­cen auf dem verheerten Kontinent attestierte, genau in die mutmaßliche Zeit von Mercladors Wirken datiert. Und die Inkar­na­tion als Vertreter eines derart ungewöhnlichen Volkes wäre für den Alveraniar des Verbotenen Wissens gewiss eine Herausforderung gewesen.

Wir wissen außerdem, dass die Anhänger Mokoschas in den folgenden Jahrtausenden zu den erbittertsten Widersachern Mercladors zählten und danach trachteten, ihn zu vernichten, wo immer sie seiner habhaft werden konnten. Dies rückte Mokoscha notwendigerweise näher in das Lager der Göttin Marhyna, und es heißt, dass beide gemeinsam ein Volk ersannen, das die arbeitsteilige Überlebensfähigkeit von Mokoschas Insektoiden mit Marhynas Magie und der elfischen Gabe, ihr Schicksal selber zu träumen, verbindet. Noch existiert dieses Volk nicht, doch würde es gewiss großen Einfluss haben, sollte Marhynas Krieg gegen den Namenlosen und Amazeroth in eine höhere Eskalationsstufe eintreten, was für das kommende Zwölfte Zeitalters gewiss zu erwarten ist. Und wie es aussieht, wären die Dschungel Südrakshazars für sie ein idealer Lebensraum.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Auswirkungen verheerend sind, wenn Amazeroth seinem Diener ein Eingreifen befiehlt. Dies war schon so, als dieser „nur“ ein Quitslinga war, und gilt erst recht, seit ein machtvoller Drachengeist den dämonischen Körper beseelt. Seine Hauptaufgabe, den Alveraniar des Verbotenen Wissens auf die Seite Amazeroths zu ziehen, konnte Merkator/Merclador allerdings nie verwirklichen. Erst in jüngster Vergangenheit, in seiner Zeit als Borbarad, wäre der Alveraniar des Verbotenen Wissens mit­samt allen Sterblichen dank Amazeroths Intrigen beinahe den Niederhöllen anheimgefallen, hätte man ihn nicht in den Rausch der Ewigkeit entrückt.

Ebenso wenig gelangen Mercladors eigene Pläne, die darauf abzielen, seinen Vater Pyrdacor ins Leben zurückzubringen und Rache an dem Mörder Famerlor zu nehmen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Bemerkenswerterweise ist für diese Epoche kein Erscheinen des Ewigen Kriegers verzeichnet. So groß die Umwälzungen jener Zeit auch gewesen sein mögen, es ist durchaus möglich, dass sie das Gleichgewicht der Kräfte nicht in Gefahr gebracht haben, sondern lediglich den Übergang zu einem neuen Gleichgewicht darstellten.

In der Retrospektive zeigt sich das Zehnte Zeitalter voller bitterer Ironie. Wie schon in früheren Äonen stritten Völker, die auf Marhynas Wirken zurückgingen, um die Dominanz. Die Echsen, die in Gestalt der Marhys bzw. Marus das nach Marhyna benannte Imperium beherrschten. Die Elfen, die dank der Göttin die Chance erhielten, aus dem Licht zu treten. Und wie schon in den frühen Zeitaltern scheiterten jene, die Mada nahe waren, auf die schlimmste nur mögliche Weise. Der Widersacher und der Wanderer verdarben zunächst die Elfen. Diese trugen das dhaza in das Imperium, das Marhynas Namen trug, welches sich daraufhin an der Vernichtung der hochelfischen Städtekultur beteiligte. Am Ende hatten die beiden Finstermächte gemeinsam erreicht, dass Maryhnas Völker sich so lange gegenseitig bekämpft hatten, bis beide ausgelöscht waren, die Hochelfen ebenso wie die Marhynianer. Der einzige, wenn auch geringe Trost ist darin zu sehen, dass auch die Pläne des Widersachers scheiterten, vor allem, als die Götter wenig später darangingen, das Eherne Schwert aufzutürmen. Damit erwies sich der Wanderer als der einzige Gewinner des bizarren Wettstreits, konnte er doch einmal mehr die Sinnlosigkeit allen Strebens beweisen.

 

 

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